Ja, meine Damen und Herren, liebe Herr Oberbürgermeister, liebe Studenten, ich freue mich sehr über
die Einladung.
Vielen Dank an Herrn Hundhausen.
Und ich möchte die wichtigsten Daten und Fakten zur aktuellen Klimaentwicklung hier
darstellen.
Und ich möchte aber zunächst mal mit einem Rückblick anfangen und daran erinnern, dass
Alexander von Humboldt schon im Jahr 1843 geschrieben hat, dass der Mensch das Klima
verändert und zwar durch Fällen der Wälder und durch die Entwicklung großer Dampf- und
Gasmassen an den Mittelpunkten der Industrie.
Das ist also keine ganz neue Erkenntnis.
Zu Humboldts Zeiten war der Treibhauseffekt ja auch schon bekannt, von Fourier 1824 gezeigt.
Die Studenten kennen den von der Fourier-Transformation, denke ich.
Und Humboldt konnte allerdings noch nicht wissen, welche Gase den Treibhauseffekt machen, weil
das erst 1859 dann durch John Tindall in Laborexperimenten nachgewiesen worden ist, dass das eben CO2,
Wasserdampf und andere drei- und mehratomige Gase sind.
Die Hauptbestandteile unserer Atmosphäre, Stickstoff, Sauerstoff, die sind ja nur zwei
atomige Moleküle, die absorbieren eben nicht im Langwellenbereich und sind deswegen keine
Treibhausgase.
Ich erwähnte schon, dass CO2 eben bekannt ist seit 1859 als ein wesentliches Treibhausgas.
Und wir wissen, seit dieser berühmten Messreihe von Charles Keeling begonnen 1959, dass die
CO2-Menge in unserer Atmosphäre auch tatsächlich ansteigt.
Und das ist wahrscheinlich eine der wichtigsten Datenreihen der Wissenschaft des 20.
Jahrhunderts.
Wir können das heute auch wesentlich weiter zurück in der Erdgeschichte verfolgen.
Gut eine Million Jahre aus Eisborkern in der Antarktis, da haben wir sehr exakte Daten.
Hier sehen Sie davon jetzt mal nur die letzten 10.000 Jahre, also das Holo-10.
Praktisch die gesamte Zivilisationsgeschichte der Menschheit hat von praktisch konstanten
CO2-Niveau in der Atmosphäre profitiert bei 280 ppm, wie es eben typisch ist für die
Warmzeiten zwischen den Eiszeiten, die sogenannten Interglacialen.
Und Sie sehen am Ende hier den dramatischen Anstieg um inzwischen 45 Prozent etwa, der
auch komplett vom Menschen verursacht ist, dieser Anstieg.
Man hat übrigens schon damals als Keeling die Messreihe begonnen hat, Anfang der 60er
Jahre.
Das zeigt anhand von Isotopenanalysen, dass das fossiler Kohlenstoff ist, der ja hinzugekommen
ist in die Atmosphäre.
Und wir können auch einfach die Bilanzrechnung aufmachen, weil wir ja wissen, wie viel Gas,
Erdöl und Kohle wir aus dem Erdreich geholt haben.
Und die Menge, die wir an CO2, die wir durch diese fossilen Emissionen in die Luft gebracht
haben, ist etwa doppelt so hoch wie der Anstieg, den wir hier sehen.
Damit ist klar, dieser CO2-Anstieg kommt nicht etwa irgendwo aus dem natürlichen Erdsystem
heraus, sondern im Gegenteil, das natürliche Erdsystem nimmt uns noch die Hälfte unseres
fossilen CO2s ab, was zum Teil eben in den Ozeanen und zum Teil in den Wäldern gespeichert
wird.
Wir sehen jetzt hier auch eine Zahl rechts oben, zwei Watt pro Quadratmeter.
Das ist der Strahlungsantrieb, der verursacht wird durch diesen CO2-Anstieg.
Das ist der Grund, warum es wärmer wird auf diesem Planeten.
Eine Erwärmung kann sich ja nur durch die Strahlungsbilanz unserer Erde erklären, also
im Austausch mit dem All.
Sonnenlicht kommt herein, langweilige Strahlung wird emittiert.
Wenn Sie die globale Mitteltemperatur ändern wollen, müssen Sie eben durch diese Strahlungsbilanz
Presenters
Prof. Stefan Rahmstorf
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:44:55 Min
Aufnahmedatum
2019-11-13
Hochgeladen am
2019-11-15 09:36:13
Sprache
de-DE
Der wärmste und längste Sommer in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen, schwächelndes Golfstromsystem, steigender Meeresspiegel und eine nicht abreißende Folge von Wetterextremen – wie sehen die neuesten Daten zur globalen Erwärmung aus?
In seinem Vortrag beschäftigt sich der Wissenschaftler mit Fragen wie: Ist die Ursache der Erderwärmung wissenschaftlich gesichert? Was hat es mit Kipp-Punkten des Klimasystems auf sich? Und was bedeutet das Pariser Klimaabkommen für uns – wie lässt sich die globale Erwärmung noch deutlich unterhalb der 2-Grad-Grenze stoppen?
Seit 1996 ist Stefan Rahmstorf am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung als Wissenschaftler tätigt, seit 2000 lehrt er als Professor im Fach Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Davor arbeitete er unter anderem am New Zealand Oceanographic Institute sowie am Institut für Meereskunde in Kiel. In den Jahren 2004 bis 2013 war er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen, der die Bundesregierung als unabhängiges Gremium berät. Er war zudem einer der Leitautoren des 4. Berichts des Weltklimarats (IPCC).