Dr. Armin Bergmeier (Universität Leipzig) untersucht das Aufkommen von Bildern des Göttlichen in der Spätantike unter Umgehung des alttestamentlichen Repräsentationsverbots. Forderten frühe Christen – oder solche die es werden wollten – zunächst schlicht Bilder Gottes, so ist bald ein Wandel festzustellen. Die apologetischen Schriften verweisen in der Regel noch auf die Landschaft als Bild Gottes. Ab dem vierten Jahrhundert finden sich jedoch Texte, die nicht mehr nach Bildern, sondern nach Visionen des christlichen Gottes fragen (bspw. in der Vita des ägyptischen Mönchs Pachomios). Ein ähnliches Phänomen ist in der Bildproduktion festzustellen. Bilder des irdischen Jesus machen visionären Darstellungen des göttlichen Christus Platz. Diese konnten das Bilderverbot umgehen, da sie sich geschickt ins Gewand immaterieller und ephemerer visionärer Erscheinungen (Theophanien) hüllten. Der Vortrag zeichnet die Verbreitung dieser „Visionserwartung“ in der visuellen Kultur nach. Sie machte ein erwartetes, zukünftiges Ereignis in der spätantiken Gegenwart erfahrbar. Dieser Gegenwartsbezug wandelte sich im hohen Mittelalter, und die Bilder wurden im Westen als auch in Byzanz zunehmend zu endzeitlichen, eschatologischen Motiven umgedeutet.