Prüfung ist die wohl komplexeste und schwierigste "Baustelle" der Bologna-Reform. Mit der Umstellung auf das studienbegleitende Prüfungssystem hat sich nicht nur die "Workload" für Prüfungen für Studierende und Lehrende vervielfacht. Überwiegend sind die herkömmlichen Prüfungsformate in das neue System ohne die notwendigen Adaptionen implantiert worden. Dies wurde in den studentischen Protesten, aber auch von vielen Lehrenden aufs Schärfste kritisiert. Mit der zweiten Bologna-Reform steht die Innovation des Prüfungssystems ganz oben auf der Agenda. Es geht nicht darum, die tradierten Prüfungsformate über Bord gehen zu lassen. Vor dem Hintergrund sorgfältiger Analysen von Funktionen, Gütekriterien, Bezugsnormen und Gestaltungsmöglichkeiten geht es vielmehr darum, Bewährtes sorgfältig in die neuen Bedingungskonstellationen einzupassen und Neuerungen anzustoßen. Insbesondere die Orientierung an Kompetenzen als Learning Outcomes erfordert die Entwicklung geeigneter Prüfungsformate für ein lernprozessintegriertes Prüfen. Im Sinne eines "Constructive Alignment" steht dabei die Kohärenz zwischen Lernergebnissen, Lehr-Lernszenarien und Prüfungsformaten im Mittelpunkt. Auch die Rolle der Prüfer sollte überdacht werden.
Prof. Dr. Dr. h.c. Johannes Wildt, Leiter des Hochschuldidaktischen Zentrums und Hochschullehrer am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Soziologie der TU Dortmund. Langjährige Tätigkeit in hochschuldidaktischer Forschung, Weiterbildung und Beratung, neben zahlreichen hochschuldidaktischen Veröffentlichungen u.a. Mitherausgeber "Neues Handbuch Hochschullehre".