Hallo und herzlich willkommen. Ich begrüße hier im Erlanger Schloss das Publikum und unsere Gäste auf dem Podium.
Auf dem Podium haben wir Prof. Karl-Dieter Grüsske, Rektor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und damit Hausherr und Gastgeber zusammen mit dem Bayerischen Fernsehen. Danke für die Einladung und herzlich willkommen.
Auch von der Uni Erlangen-Nürnberg ist Prof. Manfred Geiger. Er erhärt hier einen Lehrstuhl für Fertigungstechnologie und ist seit letztem Jahr im Wissenschaftsrat.
Ich freue mich auch sehr, dass Prof. Wolfgang Frühwald hier ist. Er ist Präsident der Alexander von Humboldt Stiftung und war sechs Jahre lang Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind. Herzlich willkommen.
Wir haben auch einen Vertreter aus der Politik hier, Ludwig Spähnle. Er ist der Hochschulpolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag. Herzlich willkommen.
Prof. Grüsske, der Ölmagnat Rockefeller hat den Präsidenten der Harvard-Universität einmal gefragt, wie man eine Elite-Universität aus dem Boden stampfen kann. Der Harvard-Präsident sagte, man braucht 200 Jahre Zeit und 50 Millionen Dollar.
Das war vor über 100 Jahren. Heute wird das Geld wahrscheinlich nicht reichen. Man muss diese Summe vervielfachen. Wie schaut das aus in Deutschland mit Spitzenuniversitäten? Haben wir die Zeit und haben wir das Geld dafür?
Schauen Sie zunächst einmal nach Harvard. Das war der Ausgangspunkt. Aus diesen 50 Millionen Dollar sind heute 18 Milliarden Dollar geworden, die als Vermögen der Harvard-Universität zur Verfügung steht. Daraus wird ein jährlicher Etat von 2,5 Milliarden Dollar gespeist.
Wir haben ein Etat von knapp 300 Millionen Euro, haben 24.000 Studierende an der Friedrich-Alexander-Universität und sehen gleichzeitig diese Dimensionen in den USA.
Wie machen wir die Friedrich-Alexander-Universität zu einer Spitzen-Universität, zu einer Elite-Universität, wenn es nicht ganz nach dem amerikanischen Weg funktionieren wird? So viel Geld haben wir ja nicht.
Innerhalb Deutschlands sind wir schon sehr weit. Nummer 5 nach dem Ranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In einigen Fächern, wie Ingenieurwissenschaften, sitzt hier Nummer 2 nach Aachen, wenn man die Drittmittel pro Professor rechnet.
Insofern sind wir innerhalb Deutschlands sicherlich sehr gut. Ich denke aber, dass man von Spitzenuniversität gar nicht so sehr reden sollte.
Jede Universität hat ihre Schwächen und Stärken und die Mediziner bei uns vergleichen sich mit der Medical School in Harvard und unsere Wirtschaftswissenschaftler vergleichen sich vielleicht mit Worten in den USA.
Also wir haben Disziplinen, die sich international vergleichen und insofern müssen wir auch die Disziplinen fit machen für den internationalen Wettbewerb.
Und wenn sich eine Reihe von Disziplinen als Weltspitze erweisen, dann mag das zu einer Elite-Universität führen.
Professor Frühwald, ein bisschen was scheint nicht so richtig zu funktionieren mit dem wissenschaftlichen Klima in Deutschland, denn junge Wissenschaftler, gute Wissenschaftler wandern auch ab, gehen zum Beispiel nach Amerika.
Was können wir tun, um exzellente Akademiker hier in Deutschland zu halten?
Wahrscheinlich müssen wir die Stimmung in diesem Land verbessern, denn die Fakten sind noch nicht so schlecht, dass man auswandern muss.
Das heißt, die Stimmung des Nachwuchses lautet, in diesem Land kann ich nichts werden, obwohl die Fakten eine andere Sprache sprechen.
Und das heißt, die Politik und die Wissenschaft gemeinsam, und die Wirtschaft natürlich, müssten gemeinschaftlich versuchen, die Stimmung in diesem Land zu verbessern und aus der europäischen Depression herauszukommen.
Denn schließlich und endlich ist es in Amerika so, dass die großen Wissenschaftler dieses Landes vor kurzem ihrer Regierung darauf hingewiesen haben, dass Amerika dabei ist, nicht den Anschluss zu verlieren, aber in vielen Bereichen, unter anderem im Patentbereich, zurückzufallen.
Eine andere Zauberformel, die es geben soll für Forschung und Lehre, für die Reform von Forschung und Lehre, des Stifteverbandes für die deutsche Wissenschaft, heißen mehr Geld, mehr Freiheit, mehr Wettbewerb, mehr Markt, mehr Kooperation und weniger Staat.
Herr Spähnle, finden Sie diese Forderung sinnvoll?
Was wir brauchen, ich glaube, wichtige Komponenten sind genannt worden, ist eine Prioritätensetzung. Wir werden auf mittlere Frist, besseres nehmen wir immer gerne entgegen, mit beschränkten staatlichen Ressourcen auskommen müssen.
Das heißt, wir sind letztlich in einem Verteilungswettbewerb um Politikfelder. Ich teile ganz die Meinung von Herrn Prof. Krüßke, dass es die Wissenschafts- und Hochschulpolitik ist, die langfristig für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Bayern Deutschland entscheidend ist.
Das heißt, wir müssen, das ist eine wichtige politische Weichenstellung, neben vielen Details vor der Antreibung der Hochschulreform, Umsetzung von wissenschaftspolitischen Prozessen, aber diese politische Weichenstellung, diese Schwerpunktsetzung muss in den Parlamenten, in den Köpfen verankert sein und verankert werden.
Und das wird ein harter Verteilungskampf sein.
Die Universitäten wurden jetzt mehrfach angesprochen und dass der Wettbewerb auch eine Beschleunigung bewirkt hat und bewegt hat. Wäre es sinnvoller, wenn die Autonomie der Hochschulen so weit gehen würde, dass sie zum Beispiel selbstständige Stiftungsuniversitäten wären? Ist das eine Vorstellung, die ich...
Das ist das Modell, das sicherlich seine Vorteile hat. Jetzt wieder etwas ausgebremst wird, um es mal sozusagen... Ich denke, die Organisationsform an sich ist nicht so entscheidend. Ich glaube auch nicht, dass das im Moment in Bayern politisch diskutiert wird.
Es geht darum, dass die Universitäten die Fesseln loswerden, die sie durch staatliche Reglementierungen behalten und enthalten. Und wenn wir diese Fesseln gekappt haben, dann ist das egal, ob das in Form einer Holding, einer Gesellschaft...
Das ist... Baden-Württemberg versucht es jetzt, eine Aktiengesellschaft nachzumachen mit einem Aufsichtsrat und einem Vorstand und einem Vorstandsvorsitzenden. Da heißt es also der Rektor Vorstandsvorsitzender, und so weiter. Unternehmenden Universität. Also wie das heißt, ist im Grunde genommen auch egal.
Es geht um die Inhalte und es geht darum, wie die Universitäten mit den Möglichkeiten, die sie bekommen, umgehen und wie sie sich dann aufstellen. Wie gesagt, ob das eine Stiftung oder eine andere Universität ist, wir hätten natürlich gerne zum Beispiel Liegenschaften, die wir selbst betreuen würden.
Wir könnten durch Kauf, Verkauf und so weiter sehr viel mehr optimieren, als wenn das über ein Finanzministerium geht, das uns übrigens gerade untersagt hat, ein Gebäude zu kaufen, weil es leingeschrieben hat, Universitäten hätten nicht die Aufgabe, Internationalisierung zu fördern, weil wir da ein internationales Begegnungszentrum draus machen wollten.
Also solche Dinge, die wir gesäuften, könnten wir natürlich in eigener Initiative sehr viel anders machen. Im Vorgespräch kam auch schon der Begriff Unternehmensuniversität raus, der aber nicht so beliebt war, aber Unternehmunguniversität.
Professor Frühwald, sind denn die Unis überhaupt fit genug, sich zu managen, sich selbst zu managen und die Profilbildung mit Fundraising und was alles dazu gehört, um auf dem Markt im Wettbewerb bestehen zu können?
Der totale 1 zu 1 Vergleich zwischen Deutschland und Amerika ist unsinnig, ist wirklich unsinnig, denn das, was wir reformieren müssten, wäre dann die Gesellschaft.
Man kann nicht innerhalb einer Gesellschaft ein einzelnes Teil, nämlich die Universität, dem Wettbewerb aussetzen und die gesamte übrige Gesellschaft ist es nicht.
In Amerika bekommen die Universitäten oder haben die Universitäten die Möglichkeit, mindestens 10-mal bis 20-mal so viele Mittel einzuwerben, wie es die deutschen Universitäten haben.
Aber die Amerikaner haben dafür, weil sie so viel spenden, aus der Privatwirtschaft heraus, auch einen niedrigen Steuersatz.
Das heißt, alles, was sie weniger Steuern bezahlen, bezahlen sie an Spenden für die Wissenschaft und für die Universität. Wenn sie diese Rahmenfaktoren alle abziehen, dann sind die deutschen Universitäten,
und ich muss es immer wieder sagen, erstaunlich gut gemanagt bei all den Knebelungen, die es für diese Universitäten gibt.
Und es müsste die Gesamtgesellschaft dann in die Reform einbezogen werden und nicht die Universitäten auch nur teilweise reformiert werden.
Dieses Stottern des Motors, das ja offensichtlich gewollt ist, die Rahmenbedingungen, die es den Universitäten nicht erlauben, sich in den vollen Wettbewerb hinein zu begeben,
die, glaube ich, sind das eigentliche Hindernis dafür, dass die deutschen Universitäten so gut werden, dass es auch zu den Medien durchdringt.
Ich glaube, zum Wettbewerb und der Situation der deutschen Universität sind schon noch drei Bemerkungen erlaubt.
Erstens, wir haben natürlich unterschiedliche Wissenschafts- und Universitätsgeschichten und Kulturen.
Der Staat hat sich am Beginn des 19. Jahrhunderts, so weit muss man zurückgehen, aus ausklärerischen Impetus heraus der hohen Schulen in einem Maße angenommen,
wie es in kaum einem anderen europäischen Land der Fall war.
Das hat dazu geführt, dass wir die berühmte humboldtsche Grundidee haben, die wir vielleicht auch noch im Zeitalter der Massen-Uni haben,
enge Verzahlung zwischen Forschung und Lehre.
Presenters
Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:26:17 Min
Aufnahmedatum
2004-07-13
Hochgeladen am
2018-05-04 15:07:32
Sprache
de-DE