Die Vorlesung von Prof. Dr. Andrea Binsfeld (Université du Luxembourg) und Dr. Hiltrud Merten (Museum am Dom Trier) behandelt die Lebenswelten der Spätantike und die materielle Kultur des frühen Christentums in Trier. Zu Beginn wird der historische Kontext erläutert, in dem sich das Christentum in Gallien und Germanien verbreitet hat. Der Fokus der Vorlesung wird dann auf den inschriftlichen Zeugnissen liegen.
Die etwa 1300 frühchristlichen Inschriften aus Trier, die zwischen dem 4. und 8. Jahrhundert entstanden sind, stellen eine unmittelbare Quelle für den Umgang mit dem Thema Sterben und Tod in der spätantiken Kaiserresidenz und in der frühmittelalterlichen Bischofsstadt dar. Am Beispiel der Untersuchung der sich in diesem Zeitraum wandelnden Bestattungssitten wird die Aussage der Inschriften in einen größeren Kontext gesetzt.
Eine Besonderheit sind die Graffiti, die innerhalb der frühchristlichen Kirchenanlage gefunden wurden. Diese Graffiti sichern nicht nur die Deutung der Bauanlage als Kirchenanlage, der Fundkontext erlaubt auch eine Datierung des Kirchenbaus spätestens um die Mitte des 4. Jahrhunderts. Ein besonderes Problem stellt die Interpretation der Graffiti dar: Geben sie uns Aufschluss über die Zusammensetzung der Trierer Christengemeinde oder handelt es sich um Besucher, um Pilger? Und warum haben sich Christen an exponierter Stelle in der Kirche verewigt?