Dies ist der begleitende Podcast zum Tag der Lehre 2023.
Lehre unterwegs - Wissensvermittlung mit Podcasts
Liebe Teilnehmende am Tag der Lehre 2023. Mein Name ist Stefan Rieger. Ich arbeite an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am ZIWIS. Das ZIWIS ist das FAU Kompetenzzentrum für interdisziplinäre Wissenschaftsreflexion. An diesem Institut sind auch die Schlüsselqualifikationen angesiedelt. Im Rahmen von Schlüsselqualifikationen biete ich immer wieder Seminare sowohl mit als auch zu Podcasts an.
Aus dem Alltag und damit auch aus dem Lehralltag ist das Format „Podcast“ nicht mehr wegzudenken. Dank der termin- und ortsunabhängigen Abrufbarkeit kann gerade dieses Medium Lehre und Lernen bedarfsgerecht intensivieren.
Ich möchte Ihnen – sozusagen auch auf der Metaebene – in Vorbereitung auf den Tag der Lehre 2023 einige Hinweise geben, wie Sie als Lehrpersonen Ihren Podcast möglichst gelingend gestalten und wofür Sie ihn einsetzen können.
Zu Beginn einer Podcast-Produktion machen Sie sich zuerst ein Bild von der Zielgruppe, die Sie erreichen möchten. Alle als Zielgruppe ist nicht besonders zielführend. Denken Sie daran: Welche Hörenden werden Ihnen folgen? Welches Vorwissen bringen diese Menschen mit? Wo wird dieser Podcast veröffentlicht? Wer wird mit dieser Veröffentlichung angesprochen? Welche Erwartungshaltung liegt bei den Personen vor, die ich mit meinem Podcast bedienen möchte?
Überlegen Sie sich auch schon im Vorfeld: Was ist der Nährwert, was ist der Lerneffekt aus Ihrem Podcast? Wo steckt, in der Goldgräbersprache gesprochen, der Nugget, den Sie dem hörenden Publikum mit dieser speziellen Form der Lehre überreichen?
In der inhaltlichen wie organisatorischen Vorbereitung betrachten Sie die Dramaturgie Ihres Podcasts: Handelt es sich um eine einzelne Ausgabe oder um eine Serie? Wie lang soll eine Episode meines Podcasts werden? Ist es eine 10-Minuten-Folge oder ist es eine 45- oder gar 90-Minuten-Folge? Danach richten sich Struktur und Dichte des Redens. In einem Podcast, der 45-Minuten oder länger dauert, muss ich eine andere Rede- und Informationsdichte beachten als in einem 5- bis 10-minütigen Podcast. Hierbei kann die Informationsdichte deutlich höher sein, weil die Hörenden in einer so kurzen und kondensierten Zeit viel mehr aufnehmen können. In 45 Minuten oder mehr brauche ich immer gewisse Pausen, ein gewisses Loslassen in der Intensität, sonst können die Hörenden den Informationsfluss in Gänze gar nicht verarbeiten.
Beachten Sie, dass mehrere Folgen auch eine ähnliche Gestalt haben, also eine ähnliche Länge, eine ähnliche Sprachführung, eine ähnliche Themenhandhabung. Sie sollten alle ungefähr die gleiche Struktur haben, den gleichen Beginn, das gleiche Ende, ähnliche Shownotes, also das, was zusätzlich an Quellen und an Beschreibungen auf der Veröffentlichungsplattform erscheint. Das sollte alles in allem ein gleiches Gesicht haben, damit das Ergebnis auch professionell ist.
Sie können – wie gerade gehört – später in der Abmischung eine Art Jingle, einen Trenner entwerfen, den Sie dann in den Pausen und am Anfang und am Ende setzen. Auch diese trennenden Elemente können Sie sich im Vorfeld überlegen, ebenso Geräusche, Originaltöne, Musik und andere markante, unterstützende akustische Elemente.
Machen Sie sich immer wieder klar, im Vorhinein und wenn Sie ihren Podcast dann aufnehmen: Ich werde gehört. Und zwar von vielen. Und diese vielen sollen mich nicht nur akustisch verstehen, sie sollen mich auch inhaltlich verstehen. Seien Sie sich immer gewahr: Das Mikrofon ist das Ohr des Zuhörers. Sie sprechen mit einem Abstand rund 15 Zentimetern zum Mikrophon, dort ist das Ohr ihrer Zuhörerschaft. Machen Sie einmal einen Test und nehmen Sie sich Ihre Kopfhörer: Beobachten Sie mit den Ohren, wie nah Sprechstimmen an Ihnen dran sind, und machen Sie sich das für Ihr eigenes Sprechen immer gegenwärtig: Ich bin nah am Ohr meiner Zuhörerschaft.
Ihre Stimme macht etwas mit den Zuhörenden. Ob Sie druckvoll sprechen oder ob Sie weich sprechen, ob Sie hoch sprechen oder ob Sie tief sprechen, ob Sie schnell sprechen, ob Sie langsam sprechen, ob Sie mit einer gewissen Akzentuierung sprechen oder ob Sie monoton sprechen. Probieren Sie bitte vor der Aufnahme aus, mit welcher Stimme Sie Ihre Zuhörenden erreichen wollen. Ihre Stimme erzeugt beim Zuhörenden eine Stimmung. Ihre innere Stimmung bestimmt Ihre Stimme.
Achten Sie auf Ihr Tempo. Seien Sie nicht zu schnell. Besonders komplexe Themen verlangen ein langsames Tempo. Sonst kommen wir als Zuhörende nicht mehr mit. Sie kennen sich im Thema aus, wir nicht. Sie wollen uns etwas erzählen, wir sollen zuhören. Sie wollen uns etwas vermitteln, für das wir Zeit brauchen, um es zu verstehen. Seien Sie sauber in der Artikulation. Wir wollen Sie verstehen. Wir wollen jedes Wort, jeden Konsonanten, jeden Vokal von Ihnen verstehen. Lassen Sie sich Zeit für das saubere Sprechen. Bleiben Sie genau in der Grammatik bzw. Syntax. Dann verstehen wir Sie.
Die Frage, ob Ablesen oder freies Gespräch die besseren Redeformen sind, ist nicht pauschal zu beantworten. Beides hat große Vorteile, beides birgt auch Stolpersteine. Die Gefahr beim freien Reden ist, dass man sich verzettelt in der grammatikalischen Struktur eines Satzes. Das bedarf der Übung. Die Gefahr des Vorlesens ist aber, dass Monotonie entsteht oder aber Betonungen in einem Satz falsch gesetzt werden, sodass der Satz möglicherweise einen anderen, nicht gemeinten Sinn bekommt. Bei allen Arten des Sprechens, also ob frei gesprochen oder abgelesen, lassen Sie Pausen, damit Sie sich selbst beim Sprechen zuhören können und damit andere Ihnen zuhören können. Setzen Sie vor allem eine sinnvolle Satzmelodie. Das bedeutet, dass Sie am Ende eines jeden Aussage-Satzes mit der Stimme nach unten gehen. Dadurch vermeiden Sie Füllwörter wie ähm, genau, Ja und viele andere. Gehen Sie auch am Ende eines Abschnitts mit der Stimme deutlich nach unten, damit das Ende klar wird.
Dann lässt es sich hinterher auch viel besser schneiden. Dieser Podcast, den ich jetzt Ihnen hier sende, kommt mit drei bis vier Schnitten nach der Aufnahme aus. Mehr habe ich mich nicht versprochen. Damit auch Ihnen das so gelingt, üben Sie bitte Ihren Podcast – mindestens dreimal, bevor Sie dann wirklich ins Studio gehen. Sie bekommen ein Gefühl für die Zeit. Sie bekommen ein Gefühl für die gesamte Arbeit. Und Sie werden merken, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, einen Podcast einzusprechen. Üben Sie das Ganze reichlich vorher, dann werden Sie später bei der eigentlichen Aufnahme sicher sein
Die Aufnahme selbst kann vielfältig erfolgen: Vom Smartphone über ein preisgünstiges USB-Mikrophon oder eine kleine Podcast-Anlage bis hin zum professionellen Tonstudio reichen hier die Möglichkeiten. Wenn Sie mit der Technik nicht vertraut sind, empfiehlt es sich eine Fachperson mit dazu zu holen. Überhaupt ist eine Trennung von Personen, die die Aufnahme bewerkstelligen, und den Personen, die sprechen, sinnvoll. Dann kann sich jeder auf seine Aufgabe konzentrieren.
Schnittprogramme gibt es viele am Markt. Probieren sie hier einfach aus, mit welcher Software Sie sich am wohlsten fühlen.
Ein Podcast in der Lehre als Lehrformat kann vielfältig gestaltet werden: Es kann die reine Vorlesung to go sein, es kann sich um Audio-Guides zum Beispiel in einem Museum handeln, es kann die Anleitung zu einer Stadtralley oder zur Durchführung eines Versuches sein, es kann die kontroverse Diskussion eines Themas mit mehreren Teilnehmenden sein, in Form eines Hörbuchs kann über Story-Telling Wissen vermittelt werden – der Kreativität sind hier nahezu keine Grenzen gesetzt.
Auch als Lernformat bietet sich der Podcast an: Seminararbeiten können beispielsweise auch akustisch gestaltet werden. Gerade in Zeiten von immer mehr eingesetzter KI kann mit der echten Stimme und dem überzeugten Sprechen der Studierenden überprüft werden, ob der Inhalt des Gelernten wirklich verstanden wurde. Partnerarbeiten können auch über entfernte Orte zusammengeführt werden – denn die Aufnahmen müssen nicht am gleichen Mikrophon entstehen. Indem Studierende den Inhalt über ein anderes Medium transportieren müssen, entsteht ein größerer Lerneffekt, da sie den Inhalt anders als gewohnt aufbereiten müssen.
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Beim Tag der Lehre wollen wir Ihnen die Möglichkeiten der Konzeption, Aufnahme, Mikrophone, Schnittprogramme, Nachbearbeitung und Veröffentlichung an der FAU präsentieren. Dazu gehören die vorhandene Technik, Seminarkonzepte, Veröffentlichungskanäle, Barrierefreiheit durch Transkription und Coaching für Stimme und Sprechen. Ich freue mich darauf, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und Erfahrungen und Know-How auszutauschen.
Bis dahin eine gute Zeit – und viel Spaß beim Aufnehmen Ihrer Podcasts.