Die Entwicklungsgeschichte der Organtransplantation erzählt von der wahr gewordenen Idee, Organe zu verpflanzen um akut oder chronisch kranken Menschen das Leben zu retten. Ihr Ursprung findet sich in einer Vielzahl von Legenden und Mythen aus vergangenen Zeiten und Kulturen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gleicht sie einer spannenden Abenteuergeschichte, die von Pionieren und schwer erkämpften Errungenschaften über Perfektion chirurgischer Techniken, Erkenntnisse der natürlichen Immunologie und Entwicklung derimmunsuppressivenTherapie erzählt. Im Jahr 1954 ist es dann soweit, in den USA wird die erste menschliche Nierentransplantation durch eine Lebendnierenspende erfolgreich durchgeführt.
Seithernimmtdie Organtransplantation und die mit ihr verbundene Transplantationsmedizin weltweit einen deutlichen Aufschwung. Von 1963 bis 2006 sind allein in Deutschland über 83.000 Organe übertragen worden. Der steigende Bedarf an Spenderorganen wird heute durch ein straff organisiertes Netzwerk von Stiftungen in Europa und Deutschland koordiniert.
Trotz dieser Erfolge auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin gibt es ungelöste Probleme: der Mangel an ausreichenden Spenderorganen, Organabstoßungen und die bis heute nur begrenzte Haltbarkeit der Transplantate.
Neben einer zunehmenden Aufklärung der Bevölkerung über Organtransplantation, zu der auch diese Vorlesung beitragen soll, um Unsicherheiten und Angst zu nehmen und die Einsicht in die Spendebereitschaft zu stärken, wird heute weltweit fieberhaft nach Alternativen in der Transplantation und experimentellen Lösungsansätzen (Xenotransplantation, "tissueengineering") gesucht.
Ein Ende der Entwicklung der Transplantationsmedizin, die eines der größten Herausforderungen in der heutigen Medizin ist, ist noch nicht abzusehen.