Bis in die 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war das Wissenschaftler-Ethos bestimmt durch die Gebote der Wahrhaftigkeit, der Redlichkeit (oder Rechtschaffenheit) und der Vertrauenswürdigkeit. Im Zuge der zunehmenden Ökonomisierung der Wissenschaften muss sich Wissenschaft heute nicht nur inhaltlich als „gut“, sondern darüber hinaus auch als „nützlich“ erweisen. Dies hat Konsequenzen für das Wissenschaftler-Ethos, da der Wissenschaftler jetzt nicht nur gute wissenschaftliche Arbeit leisten, sondern auch in Konkurrenz zu Anderen Akzeptanz für seine Arbeit schaffen muss (Wissenschaftsmarketing). Die Forderung nach Redlichkeit verträgt sich nicht immer mit der Forderung nach einem geschickten Wissenschaftsmarketing. Ein Ethos, das verlangt, verschiedenen Rollen gerecht zu werden, kann also in Dilemma-Situationen führen, die schwierig aufzulösen sind.