Antisemitische Feindbilder sind kein Relikt der „ewig Gestrigen“, und sie finden sich auch nicht nur in bestimmten randständigen Milieus. Vielmehr docken antisemitische Positionen an immer wieder neue politische und gesellschaftliche Krisen an – in jüngster Zeit beispielsweise an die Corona-Krise, an verbreitete soziale Abstiegsängste und an geopolitische Konflikte nicht nur im Nahen Osten. Neben Elementen historischer Kontinuität – dem tödlichen Hass auf Juden – zeigen sich auch immer wieder neue und oft verwirrende Facetten. Obwohl Antisemitismus Jüdinnen und Juden in besonderer Weise bedroht, stellt er zugleich eine Gefahr für die Demokratie im Ganzen dar. Mit abstrusen Verschwörungsphantasien vergiftet er den demokratischen Diskurs und zerstört er die demokratische Kultur. Antisemitismus ist ein weltweites Problem; er flammt aber auch in Deutschland – dem Land, das die Vernichtung der europäischen Juden geplant und durchgeführt hatte – derzeit mit neuer Heftigkeit auf. Vor allem rechte Kreise fühlen sich dadurch ermutigt, eine radikale Wende in der deutschen Erinnerungspolitik zu verlangen.
Die Ringvorlesung – getragen von Centre Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN) und dem Studiengang „Ethik der Textkulturen“ – geht vor allem der Frage nach, was zu tun ist, um Antisemitismus wirksam zu bekämpfen. Welche politischen, pädagogischen, zivilgesellschaftlichen und strafrechtlichen Maßnahmen sind erforderlich? Lassen sich – neben Rückschlägen – auch Teilerfolge verzeichnen? Unter welchen Bedingungen kann Präventionsarbeit in unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Milieus gelingen? Die Erörterung solcher Fragen setzt Kenntnisse der historischen Entwicklung des Antisemitismus und seiner vielfältigen Manifestationen – meist in Verbindung mit Krisen und Konflikten – voraus. Auch diese Themen werden behandelt. Neben Vorträgen aus unterschiedlichen Disziplinen sollen sich auch zivilgesellschaftliche Initiativen aus der Stadt Erlangen und der Region mit ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen präsentieren.
Die Ringvorlesung soll ein Zeichen gegen grassierenden Antisemitismus setzen. Deshalb sind neben Angehörigen der FAU auch gesellschaftliche Gruppen und Initiativen eingeladen, aktiv an den Veranstaltungen mitzuwirken.