Organtransplantationen sind in Deutschland Teil des Selbstverständnisses moderner Medizin. Zugleich werden ihre sozialen und ethischen Aspekte nicht zuletzt aufgrund jüngster Entwicklungen kontrovers diskutiert. Da das altruistische Spenden von Organen insbesondere im öffentlichen Diskurs als wünschenswert gilt, werden Zurückhaltung und Skepsis allerdings vorwiegend im Kontext von Manahmen zur Steigerung der Spendebereitschaft thematisiert. Welche Motive und berzeugungen tatsächlich hinter solchen Haltungen gegenüber der Organspende stehen, ist in Deutschland noch weitestgehend unerforscht.
Das DFG-Projekt "'Ich möchte lieber nicht.' Das Unbehagen mit der Organspende und die Praxis der Kritik. Eine soziologische und ethische Analyse" setzt an dieser Stelle an und analysiert zum einen die Kritik an der Organspende und zum anderen die moralischen Botschaften öffentlicher Kampagnen von Gesundheitsorganisationen. Auf der Tagung im Juli 2016 wurden die Projektergebnisse vorgestellt und mit unterschiedlichen Perspektiven auf die kulturellen Grundlagen der Zurückhaltung, Skepsis und Kritik an der Organspende ins Gespräch gebracht. Zudem wurden die aktuelle Praxis der Organspende in Deutschland, Zielkonflikte in der Aufklärungsarbeit und nicht zuletzt kulturelle Vorstellungen von Spende und Körperlichkeit thematisiert.
Das Projekt wurde durchgeführt am Institut für Soziologie, Universität Erlangen-Nürnberg (Projektleitung: Prof. Frank Adloff) und am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universitätsmedizin Göttingen (Projektleitung: Prof. Silke Schicktanz).