Die Vorlesung entwirft die Konturen von Martin Luthers Gotteserfahrung auf dem Hintergrund mittelalterlicher Mystik und deren Vorstellung von den geistlichen Sinnen. Sie präsentiert Johann Sebastian Bachs Pfingstkantate "Erschallet, ihr Lieder" als Beispiel evangelischer Klangmystik und führt die Linie weiter bis in den säkularen Bereich bürgerlichen Musikerlebens. Aus den Schriften der Pianisten Wilhelm Kempff und Edwin Fischer werden die Konturen einer eigentümlich protestantischen Musikmystik erhoben. Äußerungen Dietrich Bonhoeffers aus dem Gefängnis bezeugen ein Musikerleben, das die Sinne übersteigt. Insgesamt zeichnet die Vorlesung ein ambivalentes Bild der Zuordnung von Sinnlichkeit und Gottverlangen im Protestantismus.