In der Geschlechterdiskussion werden die vielseitigen Phänomene und feinen Unterschiede im Spannungsfeld von Mann und Frau nicht selten zu harter Munition ideologischer Grabenkämpfe. Die griechische und römische Kunst hingegen kennzeichnen einen geradezu spielerischen Umgang mit der Diversität der Geschlechter. In Statuen, Gemälden und Bildern auf Alltagsgegenständen werden Männer zu Frauen, Frauen zu Männern, männliche und weibliche Kennzeichen und Verhaltensweisen vermischen sich.
Prof. Dr. Andreas Grüner ergründet in seinem Vortrag die vielfältigen Wechselbeziehungen weiblicher und männlicher Körperformen in der griechischen und römischen Kunst. Die Bilder problematisieren und konterkarieren viele Stereotype, die in der sozialen Praxis ihrer Gesellschaften fest verankert waren, auf raffinierte und humorvolle Art und Weise. Das macht die Antike auf diesem Gebiet zu einem kulturellen Gegenmodell, von dessen Betrachtung die Gegenwart in vielerlei Hinsicht lernen kann.