Am Ausgangspunkt der Überlegungen stehen zwei philosophische Positionen, die im 20. Jahrhundert im Angesicht der Krise der Moderne richtungsweisende Modelle des Umgangs mit und des Entwerfens von Zukunft entwickelt haben: Walter Benjamins Vision vom Engel der Geschichte" einerseits, Ernst Blochs Prinzip Hoffnung" andererseits. Beide Modelle haben literarische Antizipationen und Darstellungsweisen der Zukunft entscheidend geprägt: Walter Benjamins Methode, Zukunft im Angesicht des zerstörerischen Geschichtsverlaufs, also in unmittelbar kritischer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu denken; und Ernst Blochs Vision der Konkreten Utopie", die aus der Mangelerfahrung der Gegenwart ein produktives Potential entbindet. Im Vortrag geht es nicht nur um die inhaltlichen Füllungen, sondern auch um die sprachlich-ästhetischen Strategien der Darstellung (des Nicht-Darstellbaren) in literarischen Texten. Im Zentrum stehen exemplarisch Werke von Ilse Aichinger (Die größere Hoffnung, 1947), Günter Eich (Träume", 1952), Ingeborg Bachmann (Böhmen liegt am Meer", 1964) und Christa Wolf (Kassandra, 1982).