In den öffentlichen und wissenschaftlichen Technikdebatten der jüngeren Geschichte, ausgetragen vor allem im Medium der Technikzukünfte in Form von Visionen, Prognosen, Szenarien, kommt es immer wieder zu einer Dualität. Technisierungshoffnungen einerseits (z. B. im Hinblick auf die Überwindung von gesundheitlichen Defiziten oder auf eine nachhaltigere Technik) und Technisierungsbefürchtungen andererseits (wie z. B. Sorgen vor zunehmenden Kontrollmöglichkeiten, Instrumentalisierungen und Autonomieverlusten) prägen das Feld. Mit dem technischen Fortschritt werden weit reichende Hoffnungen, aber auch tief sitzende Befürchtungen verbunden, und zwar häufig beide simultan zu den gleichen technischen Entwicklungen wie z.B. der Nanotechnologie oder der Synthetischen Biologie. Im Vortrag werde ich beide Erzählungen vorstellen: (1) das „helle“ Bild des technischen Fortschritts als einer positiven Vorstellung vom Verlauf der Geschichte, in der die Verfügungsmacht des Menschen immer weiter vergrößert wird und zu seiner weitestgehenden Autonomie führt, und (2) das „dunkle“ Bild, nach dem der technische Fortschritt zwar einige positive Folgen, in der Summe aber hauptsächlich nicht intendierte Nebenfolgen, eine zunehmende Abhängigkeit des Menschen von der Technik und möglicherweise schließlich den vollständigen Kontrollverlust des Menschen über die Technik mit sich bringe. Als Beispiel, dass anhand der gleichen Technologien beiderlei Erzählungen verbreitet werden, dient das Feld der „technischen Verbesserung“ des Menschen (Human Enhancement). Die abschließende These ist, dass diese Technikdebatten in modernen Gesellschaften eine wichtige Funktion in der Selbstverständigung darüber haben, wohin sich die Gesellschaft entwickelt, wie die Verhältnisse von Mensch und Technik bzw. von Mensch und Natur gedacht werden, was in diesen Feldern für die Zukunft erwartet, gewünscht oder befürchtet wird. Technikdebatten haben damit einen primär hermeneutischen und nicht einen prognostischen Charakter.