Der Bedarf an funktionellen Gewebeersatz wird nicht nur beim Verlust von Organen oder deren Funktionen, sondern auch bedingt durch die zunehmende Lebenserwartung für die Reparatur von altersbedingten Verschleißprozessen stets größer. Aufgrund dieses wachsenden Bedarfs wurde seit den 1990er Jahren verstärkt nach Auswegen gesucht, durch Züchtung körpereigener Ersatzgewebe (Tissue Engineering– TE) Organfunktionen zu ersetzen. Durch die Kombination von Technologien der Ingenieurs-, Werkstoff- und Lebenswissenschaften (Life Sciences), soll die Gewebefunktion aufrecht erhalten, ersetzt, verbessert oder grundlegend erforscht werden. Unter dem Begriff "Tissue Engineering" versteht man heute deshalb einen interdisziplinären Forschungsbereich an den Schnittstellen zwischen Medizin, Bio- und Materialwissenschaften.
Die größte Herausforderung stellen derzeit aber trotz aller Anfangserfolge noch ausreichend große Ersatzkonstrukte für größere Substanzdefekte dar. Dies liegt daran, dass die Durchblutung der transplantierten Zellen in der Anfangsphase bis zur Integration in den Körper noch nicht hinreichend gesichert ist. In Erlangen konnte hierfür ein Verfahren entwickelt werden, welches durch die Implantation von arteriellen Gefäßschleifen analog zur Technik der klinisch bereits eingesetzten mikrochirurgischen Lappenpräfabrikation bereits erfolgversprechende neue Möglichkeiten verspricht. Bis diese Probleme hinreichend gelöst sind, ist das Ausnutzen des Körpers als „natürlicher Bioreaktor“ im Sinne eines „guided tissue repair“ unter Einsatz der bereits jetzt durch TE gewonnenen Erkenntnisse ein erfolgversprechender Weg. Das Zusammenwirken zahlreicher verschiedener Forschungsinstitute in Erlangen unter dem Dach der Emerging Field Initiative (EFI) ist ein vielversprechender Ansatz auf dem Weg zum körpereigenen Gewebeersatz.