Seit Juli 2022 sind im "Blauen Haus" in der Ulrich-Schalk-Straße 3a das Multimediazentrum (MMZ), das Rundfunkstudio (RFS) und funklust e.V. unter einem Dach vereint. In diesem Podcast berichten die Akteure dieser Einrichtungen aus dem blauen Haus über Ihre FAU-weite Arbeit.
Thomas Bauernschmitt, Leiter des Rundfunkstudios, ist der Gesprächspartner der dritten Folge. Er berichtet von der Historie, den technischen Möglichkeiten und den Anwendungen des Rundfunkstudios.
Das Medienzentrum Blaues Haus. Ein Podcast über die zentrale Service-Stelle für Audio- und Videoproduktion der FAU.
Das Rundfunkstudio der FAU, kurz RFS, ist ein voll sendefähiges, digitales Rundfunkstudio. In diesem befinden wir uns gerade und nehmen diese dritte Folge des Podcasts zum Medienzentrum Blaues Haus auf. Gast ist heute Thomas Bauernschmidt. Der Herr im Haus über Knöpfe und Regler und auch über das Aufnahmegerät, das gerade diesen Podcast aufnimmt. Hallo Thomas.
Hallo Stefan, freut mich.
Herzlich willkommen hier in deinem Studio sozusagen. Fühlt es sich nicht komisch an, jetzt im eigenen Studio einen Podcast aufzunehmen?
Ja, es fühlt sich eher ungewohnt an, vor dem Mikrofon zu stehen. Also in der Zwischenzeit sitze ich eher an den Reglern. Von daher ist es etwas neu.
Wie kommt die FAU überhaupt zu einem Rundfunkstudio? Was gibt es da für eine Historie?
Es ist eine sehr lange Geschichte, die eigentlich sogar bis ins Jahr 1999 zurückleicht, wenn man so weit gehen möchte. Ich habe damals mit dem Fraunhofer Institut das Webradio Weischenfeld aufgebaut. Das war so das erste Webradio. Daraus resultierend entstand dann das Campus Radio Bitt Express. Das war auch ein Forschungsprojekt, lange Jahre, am Fraunhofer Institut. Immer schon in Kontakt mit der Uni, da ist da ja immer auch ein Lehrstuhl. Gibt am Fraunhofer den Lehrstuhl für Informationstechnik unter Professor Geerhäuser und ging dann an seinen Nachfolger Professor Heuberger über. Das Projekt lief von 2002 bis 2015 unter den Namen Bitt Express. Und dann fusionierten wir Bitt Express, Unimax und TFAU zwei weitere studentische Medienprojekte zu funklust, was auch ein Verein geworden ist. Und nach und nach übernahmen dann die Studierenden komplett selbst auch die Verantwortung für ihre Inhalte und für ihre komplette Struktur. Und mit diesem Projekt sind wir dann jetzt wiederum vor drei Jahren von Fraunhofer an die Uni komplett gewandert, weil eben die Forschung im Bereich digitales Radio dann auch schon vorbei war oder in großen Teilen schon am Fraunhofer durch war.
Das heißt, das Studio an sich war nicht immer hier im Blauen Haus, sondern wo stand das zuerst?
Das Studio ist jetzt schon zweimal umgezogen. Am längsten stand es in Tennenlohe am Fraunhofer Institut bzw. am dortigen Lehrstuhl Leik. Das ist beides im gleichen Gebäude untergebracht. Danach sind wir ins Erlanger E-Werk. Da waren wir dann nur zwei Jahre von 2019 bis 2021. Und da das E-Werk auch schon immer recht beengt mit ihren eigenen Räumlichkeiten für ihre MitarbeiterInnen war und ist, musste man dann auch wieder ausziehen. Die bauen momentan eben um und brauchten den Platz dann selbst. Aber wir hatten schon viele Jahre einen sehr schönen Kontakt mit dem Multimedia Zentrum von Michael Gräwe und hatten dann ein riesiges Glück, dass wir gemeinsam auf Raumsuche gegangen sind und hier dieses Blaue Haus für uns entdeckt haben. Und da sind wir jetzt im letzten Jahr eingezogen und ja, es fühlt sich einfach wunderbar an, weil wir mehr Platz haben und mit verschiedenen anderen Playern jetzt auch zusammenarbeiten können, die hier im Bereich Medien tätig sind.
Ist es immer noch das gleiche Rundfunkstudio, also das gleiche Equipment, die gleiche Ausstattung oder ist da im Laufe der Zeit was modernisiert worden? Wie modern ist das ganze Studio?
Es ist auch schon im Prinzip die dritte Generation des Radiostudios. Wir haben jetzt ein Radiostudio auf der absoluten Höhe der Zeit, ein Studio, das man auch so beim Bayerischen Rundfunk oder in der ARD finden würde. Wir haben angefangen mit einer anderen Software oder einer anderen Audio Technik. Ja, so nach sieben, acht Jahren muss man da oft auch mal modernisieren, weil die Sachen im rund um die Uhrbetrieb laufen. Die Software irgendwann auch nicht mehr weitergeht und die Hardware vor allem auch oft schlapp macht. Und von daher haben wir dann einen großen Modernisierung vor ungefähr fünf Jahren gemacht mit dem Studio auf eine komplett neue Mischpult-Hardware und haben im Zuge dieses Umzugs auch nochmal ein bisschen modernisiert an verschiedenen Stellen. Und was immer läuft, ist natürlich IT und solche Geschichten müssen modernisiert werden. Was ich sehr gerne mache, das ist ein bisschen so mein Steckenpferd. Audio Technik, die sich über viele Jahre hält, wie jetzt Mikrofone oder Vorverstecker, die haben wir teilweise wirklich schon von Anfang an und verwenden die auch mit Sicherheit noch einige Jahre. Das war jetzt zur Technik etwas und zur Geschichte der ganzen Technik, die dahinter steht.
Jetzt fragen sich unsere Hörer sicherlich, wer sendet die hier denn überhaupt? Wer sendet aus diesem Studio? Gibt es ein Programm? Wer steht hier hinter dem Mikrofon und an den Reglern?
Ja, also funklust e.V., die Studentische Medieninitiative, ist im Endeffekt trimedial aufgestellt. Die haben eine Webseite und die haben vor allem einen Radio-Vollzeitbetrieb, 24-7. Das läuft wirklich ununterbrochen durch. Es gibt punktuelle Live-Sendungen in der Woche. Außenrum gibt es viel Musikprogramm oder vorproduziertes Programm. Dann hat funklust neben der Radioredaktion auch eine Videoredaktion. Die produzieren dann auch nochmal komplett eigenständig ihre Videoproduktionen, haben da einen YouTube-Kanal. Als dritten Part haben sie auch geschrieben Artikel, die sie machen. Und manchmal kombinieren sie das Ganze dann bei größeren Projekten miteinander.
Ist das dann rein digital gesendet, also rein übers Internet zu empfangen oder kann man das auch im Autoradio über DAB empfangen oder wie läuft das?
Ja, gespeist aus der Historie, die wir eben hatten. Wir haben ja damals am Fraunhofer Institut die Frage gehabt, wie wird der Rundfunk, das Radio der Zukunft aussehen. Wir haben dann eigentlich alle neuen Radioformate auch mit BitExpress damals getestet und daraus resultierend geht das Ganze immer noch nach Tennenlohe raus und dort steht immer noch die Sendetechnik. Deshalb gibt es funklust als Webstream. Es gibt funklust aber auch als DAB-Aussendung und soweit ich weiß auch noch als DRM-Aussendung. Das steht für Digital Radio Mondial. Das ist die digitale Kurz-, Lang- und Mittelwelle. Dazu wird uns dann sicherlich auch in der nächsten Folge der Sebastian Schroth was erzählen können, der Chefredakteur Audio von funklust.
Jetzt für mich aber an dich die Frage, wir sind hier an einer Universität. Es geht in einer Universität immer um die Forschung und die Lehre. Was kann man am Rundfunkstudio forschen und lehren? Gibt es da auch Möglichkeiten?
Also die letzten Jahre muss ich ganz ehrlich sagen hat sich mein persönlicher Arbeitsschwerpunkt sehr stark in Richtung Podcast bewegt. Das ist ein Thema, das ist ja eigentlich schon seit vielen Jahren auf dem Schirm. Man dachte eigentlich oft, es geht jetzt nicht sehr weiter in diesem Bereich, aber seit der Pandemie ist es sozusagen explodiert. Und also gerade Podcast-Formate haben sehr stark zugenommen. Forschungsfragen an sich glaube ich sind relativ schon weit durch, was die Übertragungswege anbelangt. Die Audiokodex werden natürlich auch immer weiter entwickelt werden. Aber auch da wird es irgendwann nach meinem Verständnis zumindest Grenzen geben. Von daher hat sich der Schwerpunkt von der Technik schon sehr stark ins Inhaltliche verlagert.
Gibt es konkrete Workshops im Rundfunkstudio oder gibt es welche, die in der Zukunft geplant sind?
Ja, es gibt einen konkreten Podcast-Workshop, den ich jetzt das erste Mal schon gemacht habe im November für die MitarbeiterInnen der FAU. Der heißt FAU How-To Podcast. Da wird dann in vier Sessions durchgespielt, wie man selbst einen Podcast erstellt. Von der Technik über den Inhalt bis zur Distribution. Das ist momentan die Lehrveranstaltung, die wir haben. In Zukunft können es aber durchaus noch weitere geben.
Jetzt sind wir eine riesengroße Universität. Wir haben fast 40.000 Studierende. Wir haben sehr viele Lehrstühle und Mitarbeiterinnen. Gibt es denn noch andere Studios? Ich stelle mir vor, für diese Menge Menschen ist das vielleicht ein bisschen wenig Studio. Gibt es denn noch andere Studios?
Es gibt schon noch einige Ecken an der FAU, in der Medien oder Audio oder Videoinhalte erstellt werden. Ich kenne selbst die Theater- und Medienwissenschaften. Ich war da auch sehr lange Lehrbeauftragter. Der Kollege Eichmüller am Institut für Theater- und Medienwissenschaften hat das Medienstudio. Die haben ein Audio-Studio und auch Videobearbeitungsmöglichkeiten. Das ILI produziert ja auch einige Medienformate und macht auch Lehre in diesem Bereich. An der christlichen Publizistik gibt es auch noch eine Aktivität. Das war witzigerweise auch so unser erster Berührungspunkt damals vom Fraunhofer mit der Uni. Am ZIWIS ist natürlich in den Schlüsselqualifikationen, Stefan, also da ist ja auch nach wie vor ein großer Bereich, der da auch von den Studierenden gewollt ist, sich da fortzubilden. Und gerade in der heutigen Zeit ist Medienkompetenz ein Bereich, der nicht nur einen Theater- und Medienwissenschaftler interessiert, sondern auch eine Technikerin interessieren muss, da wir alle damit arbeiten und auch über das sprechen möchten, was wir an der Uni hier forschen und lernen.
Und da kann ich gleich aus der eigenen Nähkästchenplaudern, wir haben am Ziel ist tatsächlich schon einen sehr großen Podcast mit dir zusammen erstellt über diverse Professorinnen und Professoren, die wir interviewt haben, mit Studierenden von funklust. Der heißt #Wissenhören und ist auch hier in der FAU Mediathek, fau.tv hörbar und abrufbar.
Letzte Frage für diesen kleinen Podcast heute. Hast du einen Wunsch an die Zukunft, wie die Audioproduktion in der Zukunft gestaltet werden könnte, sollte?
Ja, ich habe schon einen konkreten Wunsch, einfach das Arbeiten immer weiter auch für mich in die Tiefe zu gehen, von der Aufstellung her, von der Technik, dass man da auch eine gewisse Kontinuität schafft und vor allem, dass man auch Stärken erkennt und Interessen zusammenlegen kann, damit wir gemeinsam als FAU Familie einfach uns in den Medien gut und professionell darstellen. Und da freue ich mich persönlich sehr und ich muss auch wirklich sagen, nach langen Jahren des Herumziehens mit so einem Studio, ist es ein wirklich tolles Gefühl hier mit den Kolleginnen im Blauen Haus zu sein.
Thomas, vielen Dank für diese ausführlichen Informationen zum Rundfunkstudio. In der nächsten Folge widmen wir uns dann dem Team, das dieses Rundfunkstudio bespielt, nämlich dem Verein funklust e.V., den sogenannten Campusmedien Gast wird dann sein, Sebastian Schroth, Chefredakteur im Ressort Radio. Bis dahin eine gute Zeit.
Tschüss.
Das Medienzentrum Blaues Haus. Wir unterstützen Sie bei Ihrer Audio- und Videoproduktion.