Ein Podcast von Studierenden für Studierende und alle, die sich für die Themen der Erlanger Buchwissenschaft interessieren.
Worum es geht und unsere Empfehlung für euch
In der zweiten Folge der zweiten Staffel geht es um Zuschreibungen an das Buch und das Konzept des Dritten Orts. Beides soll gemäß dem Überthema der Staffel „BuWi in action“ weitergedacht und auf Buchhandlungen übertragen werden. Mit Rückgriff auf die letzte Folge stellt Aaron ab Minute 1:04 das besondere Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft heraus, das sich einstellt, wenn man in „seine“ Buchhandlung „seiner“ Stadt geht. Anne startet ab Minute 1:30 mit ihrer Empfehlung des Cafés Kaffeefleck in der Erlanger Buchhandlung Thalia. Ihr gefällt es, dort nach Seminaren und Vorlesungen zu entspannen. Das Café kann man sich als Dritten Ort vorstellen, wenn man das klassische Konzept weiterdenkt, wie es Anne und Aaron tun wollen.
Das Konzept des Dritten Orts
Ab Minute 2:53 führt Anne in das Konzept des Dritten Orts, das auf den Soziologen Ray Oldenburg zurückgeht, ein. Es handelt sich dabei um einen Ort fernab des eigenen Zuhauses, der sich aus Menschen zusammensetzt, die regelmäßig kommen, um sich miteinander auszutauschen. Es treffen dort Menschen unterschiedlichen Alters und sozialen Status aufeinander, die sich sonst nicht oder nicht zwangsläufig begegnen würden. Aaron nennt ab Minute 3:55 als aktuelles Beispiel das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen geförderte Programm „Dritte Orte - Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“, bei dem es um die Entwicklung und Weiterentwicklung von Kulturorten in ländlichen Regionen geht. Darunter fallen beispielsweise Dorfgemeinschaftshäuser, Bibliotheken sowie Buchhandlungen. Dem Kulturministerium nach fallen diese Einrichtungen unter Dritte Orte als kulturell geprägte Einrichtungen, als Ankerpunkte für kulturelle Vielfalt mit einem Beitrag zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Der Dritte Ort in der Buchhandlung
Anne überträgt das Konzept des Dritten Orts ab Minute 4:50 auf Buchhandlungen. Sie bezieht sich dabei auf Faith Jones, der für diesen Ansatz für den Zeitraum von 1910 bis 1920 eine jüdische Buchhandlung in Kanada betrachtet hat. Die Buchhandlung diente der jüdischen Community, die von Flucht und Vertreibung betroffen war, als Ort der Vergemeinschaftung. Ab Minute 5:45 denkt Aaron das Konzept, bezogen auf zeitgenössische Buchhandlungen, weiter. Dort bieten Cafés, Lesungen oder regelmäßig stattfindende Buchclubs die Möglichkeit, dass Gleichgesinnte zusammenkommen können. Spezielle Gemeinschaften können beispielsweise über Buchpakete für Familien oder Treffs für Spieleliebhaber*innen angesprochen werden. Andersherum gedacht lassen sich Communities erst herausbilden, indem weniger buchaffine Menschen durch Buchhandelskooperationen mit anderen Geschäften wie Bäckereien und Blumenläden oder Veranstaltungen wie Kalligraphiekurse und Grillabende in Buchhandlungen gelockt werden. Indem die Menschen sich wohlfühlen, kann sich ein Gefühl von Zugehörigkeit einstellen.
Das Buch und seine Zuschreibungen
Ab Minute 9:45 sprechen Anne und Aaron darüber, was das Besondere an Buchhandlungen ist. In erster Linie stellen Buchhandlungen Orte des Komforts dar, weil man weiß, was einen erwartet. Darüber hinaus verbringt man über den Buchkauf hinaus Zeit, die durch Stöbern oder den Austausch mit anderen bestimmt ist. Ab Minute 12:45 geht Anne darauf ein, inwieweit das Buch „zeichenhaft“ verwendet wird. Buchnutzung geht dann über das reine Lesen hinaus, indem sich Menschen mit Alltagsgegenständen oder Dekoartikeln in Buchform umgeben sowie in Kleidung mit Buchaufdruck usw. zeigen. Darin spiegeln sich positive Zuschreibungen an das Buch. Lassen sich Menschen vor (ihren) Bücherregalen fotografieren oder sind Bücher Teil einer Werbekampagne, sollen die Betrachter*innen positive Assoziationen zur inszenierten Person oder zum in Szene gesetzten Produkt haben.
Zuschreibungen und der Dritte Ort
Ab Minute 17:45 erfolgt die Verknüpfung von Zuschreibungen mit dem Dritten Ort. Als Beispiel kann man hier Buchclubs nennen, da sie den Austausch mit anderen Lesenden über geteilte Literaturerlebnisse und generell das Zusammenkommen von Menschen, die Büchern eine besondere Wertschätzung entgegenbringen, ermöglichen. Denkbar sind auch Filmabende zu Literaturverfilmungen oder Treffen, um gemeinsam buchaffine Dinge wie Notizbücher für Lesetagebücher, das Buch mit Geheimfach oder das Buch als Kunstobjekt zu basteln.
Was all das mit der Buchwissenschaft zu tun hat und unsere Mitmach-‚Aufgabe‘ für euch
Anne führt die Inhalte der Folge ab Minute 19:45 mit den Studieninhalten der BuWi zusammen. So sollte die Folge dazu anregen, über neue Konzepte für die Buchbranche nachzudenken. Aaron fasst die Folge ab Minute 20:15 noch einmal kurz zusammen. Er hält fest, dass die positiven Zuschreibungen an Bücher sich im Sinne des Dritten Orts positiv für Buchhandlungen nutzen lassen, indem sie als Orte der Entspannung, des Wohlfühlens und Gemeinschaftsgefühls stark gemacht werden. Ab Minute 20:45 regt Anne die Zuhörer*innen dazu an darüber nachzudenken, ob sie Dritte Orte kennen oder wie sie sich solche vorstellen würden. Zudem fragt sie nach Zuschreibungen, die die Zuhörer*innen an Bücher haben und fordert sie auf, weiter über diese nachzudenken.
Worum es in der nächsten Folge geht
Aaron gibt ab Minute 21:50 einen Überblick über die nächste Folge, in der er mit Laura über ihre bisherigen Berufserfahrungen und mögliche zukünftige Arbeitsfelder redet.