Die Festkultur der Renaissance umfasst auf den Kirchenkalender und die Jahreszeiten bezogene Prozessionen und Mysterienspiele ebenso wie politische Demonstrationen: Einzüge wichtiger Persönlichkeiten, Triumphzüge, Siegesfeiern und die damit verbundenen Turniere und Bankette. Die zu diesen trionfi" gehörenden Straßeninszenierungen mit lebenden Bildern" mythologischer, biblischer oder historischer Begebenheiten wurden ergänzt durch eine Laienkultur" mit Fressstationen, Possenreißern, Musikanten und Feuerwerk. Für Städte wie Venedig waren die Feste bereits in der Renaissance ein Teil ihrer Werbestrategie. Der Karneval band hier alle Schichten in einer die ganze Stadt erfüllenden Ausnahmesituation zusammen und zog große Massen von Besuchern an. Die verkehrte Welt" war Programm, diente aber auch der gezielten Entladung oder Umlenkung von Gewalt und aufgestauten Affekten. Die Macht nutzt das Fest, um das Individuum in die Gruppe zu binden und ein Gemeinschaftsgefühl zu generieren. Ziel sind die ritualisierte und damit berechenbare Umkehrung der Herrschaftsverhältnisse und die Feier des Lebens" in einer unter anderem von Krieg und Pest geprägten Zeit.