6 - Forschung in between/ClipID:48556 vorhergehender Clip nächster Clip

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Ein Podcast von Studierenden für Studierende und alle, die sich für die Themen der Erlanger Buchwissenschaft interessieren.

Aufnahme Datum 2023-06-16

Worum es geht und die persönliche Empfehlung unseres Gasts, Dr. Axel Kuhn, für euch

Die 6. Folge von BuWi in between ist die letzte Folge der ersten Staffel und für dieses Staffelfinale haben Anne und Janina Dr. Axel Kuhn zu Gast, der als Wissenschaftler am Institut für Buchwissenschaft arbeitet. Zu Beginn führt Anne in das Thema der Folge, das akademische Lesen, ein. Damit schließt sich der Kreis zur ersten Folge, in der ebenfalls bereits das Thema Lesen behandelt wurde.

In dieser Folge bringt Axel die Empfehlung mit. Ab Minute 1:35 empfiehlt er, ein Lesetagebuch, beispielsweise in Form einer App, zu führen. Dies funktioniert für Romane genauso wie für Texte, die man im Studium liest. Damit lässt sich u.a. festhalten, was man wo gelesen hat und woran man sich beim Gelesenen erinnert.

Axels Werdegang und die Idee zur Studie Who gets lost

Ab Minute 3:53 erzählt Axel, wie er zur Buchwissenschaft gekommen ist. Er hat Medienwissenschaft, Soziologie und Buchwissenschaft studiert und dann zu Games, genauer zu World of Warcraft, promoviert. Ihn interessiert seit je her vor allem die Nutzung von Medien und was dabei passiert, wenn man sie nutzt, sowohl bezogen auf einzelne Mediennutzende als auch mit Blick auf die Gesellschaft. Bei den Games ist ihm aufgefallen, dass er ganz viel liest, woraus sich allmählich der Schwerpunkt seiner jetzigen Forschung ergab. In der Studie Who gets lost? How digital academic reading impacts equal opportunity in higher education, die Axel mitveröffentlicht hat, geht es ums akademische Lesen. Ab Minute 5:30 reden Janina, Anne und Axel darüber, wie ein akademischer Text beschaffen sein sollte, damit es Spaß macht, ihn zu lesen. Für Axel ist ein Text dann gut, wenn dieser ihn herausfordert, zum Nachdenken bringt und neue Ideen enthält. Für viele Studierende jedoch sollte ein Text vor allem kurz und leicht zu lesen, aber auch gut strukturiert sein. Axels Ausgangspunkt für das Projekt war genau der Widerspruch zwischen Viel-Lesen im Studium, ohne Spaß daran zu haben.

Der Forschungsprozess

Ab Minute 8:41 erzählt Axel genauer vom Hintergrund der Studie. Bei diesem Forschungsprojekt war er der Initiator, da er auch bereits vorher schon gemeinsam mit Studierenden kleinere qualitative Erhebungen zum Thema Lesen im Studium durchgeführt hat. Die Coronakrise war der Startpunkt für die Studie, da sich hier noch deutlicher gezeigt hat, wie oft man digitale Medien nutzt und Texte für das Studium in digitaler Form liest. Dabei hat sich Axel gefragt, welche Auswirkungen die Digitalisierung von Texten auf Lernprozesse und Studienerfolgschancen hat und inwiefern dabei auch ungleiche Chancen für einzelne Studierendengruppen geschaffen werden. Für die Studie hat er mit Wissenschaftler*innen aus dem Netzwerk Leseforschung zusammengearbeitet, die aus unterschiedlichen Disziplinen, wie z.B. Pädagogik, Literaturwissenschaft oder Soziologie, kommen.

Auf die einzelnen Prozessschritte geht Axel ab Minute 11:17 ein. Nach einem Kennenlernen der Wissenschaftler*innen über Zoom wurden der Prozessablauf, die einzelnen Zwischenziele und die zeitliche Planung festgelegt. Das Team einigte sich auf eine Onlinebefragung, da die Studierenden wegen der Coronapandemie zuhause vor ihrem Computer saßen, um an digitalen Lehrveranstaltungen teilnehmen zu können. Während in der Befragung über 100 Fragen gestellt wurden, beispielsweise zu Formaten digitaler Texte und deren Einsatz in unterschiedlichen Fächern oder zu Emotionen beim Lesen wissenschaftlicher Texte, konnte im Paper zur Studie lediglich auf ca. zehn Fragen, deren Fokus auf sozialer Ungleichheit lag, näher eingegangen werden. Von Hürden im Zusammenhang mit der Studie erzählt Axel ab Minute 16:00. Hier erklärt er, dass vor allem Aspekte wie Datenschutz und hochschulpolitische Angelegenheiten zu berücksichtigen waren. Daneben galt es, die verschiedenen Interessen der einzelnen Wissenschaftler*innen bei den Fragen zusammenzubringen. Auch die Auswertung des Fragebogens war aufwendig.

Interessante Ergebnisse der Studie

Ab Minute 20:00 geht es um zentrale Ergebnisse der Studie. Eines der interessantesten Ergebnisse ist für Axel, dass Emotionen in Bezug auf Texte ein Hindernis für Studierende darstellen. Sie möchten Texte nicht lesen, auch nicht in digitaler Form, da sie keine Lust auf sie haben oder Angst haben, an ihnen zu scheitern. Das wirkt sich auf Verstehen, Lernverhalten und Lernerfolg aus. Es hat sich gezeigt, dass es unterschiedliche Lesegruppen gibt, die jeweils anders mit digitalen Texten umgehen. Manche Studierende benutzen digitale Texte instrumentell (sie lesen den Text, ohne dessen Format zu hinterfragen) und eine kleinere Gruppe kann damit überhaupt nicht umgehen. Diese Studierenden drucken die Texte aus und sind nicht willens oder in der Lage, mit digitalen Spezifika umzugehen. Dadurch sind sie von Teilen des Studiums ausgeschlossen und haben andere Bildungschancen. Außerdem gibt es Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern (Da die Fallzahlen der non-binären Geschlechter für statistisch belastbare Aussagen zu gering waren, wurden in der Studie die Unterschiede im Leseverhalten von Männern und Frauen ausgewertet.). Die Daten unterscheiden sich in vielen Bereichen. Männer nutzen digitale Texte lieber, Frauen hingegen schätzen sich wesentlich schlechter im Umgang mit digitalen Medien ein, als sie eigentlich sind. Männer erlernen eher instrumentelles Lesen, wohingegen Frauen v.a. das klassische, in fiktionale Welten eintauchende Lesen lernen. Diese Art des Lesens können sie aber beim akademischen Lesen nicht anwenden, weshalb sich aus diesem Widerspruch Ungleichheiten in Verstehen, Lesepraxis und emotionalen Wirkungen ergeben.

Möglichkeiten, um das digitale Lesen im Studium zu unterstützen

Die Frage, wie man Studierende im Lesen unterstützen kann, diskutieren Anne, Janina und Axel ab Minute 29:18. So sollte man nach Axel Studierende dazu bringen, ihr eigenes Leseverhalten zu reflektieren. Sie sollten sich fragen, warum sie negative Emotionen mit dem Lesen verbinden und was sie daran ändern könnten. Studierende sollten akzeptieren, dass es nicht schlimm ist, am wissenschaftlichen Lesen zu scheitern, weil diese Art des Lesens erst eingeübt werden muss. Auch eröffnen Widerstände beim Lesen die Möglichkeit, überhaupt etwas zu lernen. Zudem geht es nicht darum, Texte möglichst schnell zu lesen, sondern sie erfordern Zeit, auch abhängig von Stimmung und Motivation. Und zuletzt sollten sich Studierende nicht mit anderen vergleichen.

Axels Mitmach-‚Aufgabe‘ für euch

Ab Minute 32:40 geht Janina noch einmal auf Axels Tipp ein, sich zu fragen, wo man überall wissenschaftliche Texte liest und selbst auch ein Lesetagebuch zu führen. Anne greift den Aspekt auf, wo anders zu lesen. Axel selbst liest seit dem Studium besonders gerne an Badeseen, in Biergärten oder in Cafés. Er betont, dass v.a. die Tatsache, sich für das Lesen an einen anderen Ort zu begeben, förderlich sei, weil es ein geplantes Vorhaben ist.

Ausblick auf den neuen Master Schriftmedienkultur und Digitale Transformation – und auf die nächste Staffel von BuWi in between

Ab Minute 35:24 macht Anne noch kurz Werbung für den neuen Master Schriftmedienkultur und Digitale Transformation, der dieses Jahr im Wintersemester startet und für den man sich noch bis zum 15.07 bewerben kann. Janina gibt abschließend einen Ausblick auf die neue Staffel von BuWi in between, die bereits in Planung ist mit neuen Stimmen und neuer Perspektive unter dem Überthema ‚BuWi in action‘. Weiter geht’s ‚in between‘ Juli!

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Lehrende(r)

Dr. Sandra Rühr

Zugang

Frei

Sprache

Deutsch

Einrichtung

Institut für Buchwissenschaft

Produzent

Institut für Buchwissenschaft

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