Moderne Sprachfächer dürfen die Frage nach dem Können nicht länger ausklammern: Nur Können eröffnet uns den Zugang zu gemeinsam erarbeitetem, neuem Wissen. Die Frage nach dem Können lenkt aber unsere Aufmerksamkeit auf das Motorische, und damit auf den Rausch, auf die nicht mehr von bewussten Denkschritten gesteuerte, hochkomplexe Leistung von kommunikativem Handeln und der Produktion von Signalen, deren Schicksal es ist, dass andere sie deuten.
Die Diskussion soll sich spezifisch mit dem Japanischen befassen, einem Feld, in dem wichtige Schritte der Lebensbewältigung – einschliesslich Sprechen und Kommunizieren – sehr bewusst als "rauschhafte" Abläufe gestaltet werden, im Sinne des korrekten Abspielens von im Körper eingravierten, und so soziales Normverhalten garantierenden, äusserst komplexen Handlungsmustern weit jenseits der "blossen" Sprache. Dabei greife ich besonders zwei Themenfelder auf, nämlich "Ordnung der Welt" und "Ritualisierung des Lebens", welche die inhaltliche, formale, rhythmische und sequentielle Gestaltung rauschhaft abzuspielender Handlungsblöcke – und damit die Eckpunkte für "Können" – bestimmen.