2 - Die Zukunft der Lehre: Peer-Feedback. Ein Gespräch mit Prof. Dr. Marco Kalz./ClipID:50178 vorhergehender Clip nächster Clip

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Peer-Feedback als Stärkung der Studierenden?

 

Im Podcast Zukunft der Lehre hat Uwe Fahr mit Expertinnen und Experten über die künftigen Entwicklungen in der Hochschullehre gesprochen. Die Interviews und Gespräche entstanden während des Symposiums Brückenschlag: Lernprozesse in analogen, hybriden und digitalen Formaten zwischen dem 09. und dem 11. Oktober 2023. In diesem Podcast unterhalte ich mich mit mit Prof. Dr. Marco Kalz, Professor für Mediendidaktik, zum Thema: Was ist Peer-Feedback und wie lässt es sich mit großen Gruppen realisieren?

Erratum: Im Podcast hat sich leider ein Fehler eingeschlichen. Dort heißt es, er leite den Studiengang "E-Learning und Medienpädagogik". Der korrekte Titel heißt "E-Learning und Medienbildung".

 

Schlüsselworte: Hochschullehre, Didaktik,
Aufnahme Datum 2023-10-18

Intro: Die Zukunft der Lehre. Wissen teilen. Chancen gestalten. Ein Podcast.

Wir haben Corona super gemeistert, finde ich. Also wir sind da wirklich Bildungsgestalten gewesen. Dann komme ich, egal wo ich hingehe, in Bayern an einen ganz inspirierenden Lernort. Ich glaube, solche Sachen muss man aufpassen, dass man da nicht zu konservativ an die ganze Sache rangeht.

Uwe Fahr: Herzlich willkommen zum Podcast Zukunft der Lehre. Wissen teilen. Chancen gestalten. Mein Name ist Uwe Farr. Ich bin Hochschul- und Wissenschaftsdidaktiker am Fortbildungszentrum Hochschullehre der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Sprecher von Profilehre Plus, dem Verbund der bayerischen Hochschuldidaktischen Zentren. In dieser Reihe sprechen wir über die Zukunft der Lehre an Hochschulen. Wir sprechen zum Beispiel darüber, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Hochschullehre hat oder wie die Impulse des Wissenschaftsrates zur Veränderung der Hochschullehre aufgenommen werden. Heute spreche ich mit Prof. Dr. Marco Kalz über die Frage, wie studentisches Peer-Feedback das Lernen unterstützen kann. Wir sprechen unter anderem darüber, welche wissenschaftlichen Belege es dafür gibt, dass ein solches Feedback das Lernen fördert. Marco Kalz ist Professor für Mediendidaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Co-Direktor des Heidelberger Zentrums für Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Sein Forschungsinteresse gilt dem Einsatz von Open Education, Technologien und Formative Assessment zur Unterstützung von lebenslangem Lernen- und Wissensaufbau. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und forscht an der Schnittstelle von Erziehungswissenschaft, Informatik und Psychologie. Er leitet den Studiengang E-Learning und Medienbildung. Das Gespräch wurde am 11. Oktober 2023 auf dem Symposium Brückenschlag Lernprozesse in analogen, hybriden und digitalen Formaten aufgezeichnet. Die Fachtagung fand im Rahmen des bayernweiten Projekts QUADIS statt. QUADIS steht für Qualität digital gestützter Lehre an bayerischen Hochschulen steigern. Das Projekt wird getragen von Profi-Lehre Plus und dem Bayziel.

Uwe Fahr: Heute ist Herr Professor Dr. Marco Kalz bei mir und ich freue mich sehr, dass wir jetzt über das Thema Peer-Feedback auch miteinander sprechen werden. Peer-Feedback, das ist ja oder das wissen wir ja schon seit den Studien von John Hattie, ist ein zentrales Element überhaupt in der Lehre und eines der wirksamsten Dinge überhaupt, die es gibt, um Studierende zu unterstützen. Bevor wir jetzt darauf gucken, einen kleinen Bogen, es gibt natürlich auch einen Anlass über Peer- Feedback zu sprechen. Wir haben beispielsweise vom Wissenschaftsrat eine Empfehlung, die sagt, ja ja, wir brauchen doch in der Zukunft, so wie zukünftig die Lehre ausgestaltet werden soll, viel mehr etwas wie ein akademisches Mentorat. Können Sie uns mal helfen, das auszudeuten, was der Wissenschaftsrat da wohl gemeint haben könnte mit einem akademischen Mentorat?

Marco Kalz: Ja, erstmal danke für die Einladung zu einem Podcast. Ich denke, dass das akademische Mentorat ein neuer Typ von Lehrveranstaltung sein sollte, der sich hauptsächlich nicht auf die Vermittlung von Fachinhalten konzentrierte, sondern tatsächlich Raum dafür bieten sollte, um sich Zeit zu nehmen für Feedback, was wir als Lehrenden in den Hochschulen ehrlicherweise viel zu selten haben, weil wir mit großen Studierendengruppen arbeiten und weil wir einfach keine Kapazitäten haben, oft um individuelles oder individualisiertes Feedback zu geben. Gleichzeitig fordert der Wissenschaftsrat aber natürlich diese Veränderung der Feedbackkultur an den Hochschulen und dadurch entsteht eine gewisse Lücke, wo wir schauen müssen, wie wir da rein müssen.

Uwe Fahr: Ja, Sie haben schon eines der Grundprobleme angesprochen, dass da drin steckt einfach auch die großen Studierendenzahlen und wie soll man jetzt in einer Vorlesung mit 1000 Studierenden es hinbekommen, 1000 Studierenden vielleicht sogar noch ein persönliches Feedback zu geben. Jetzt haben Sie ja als eine Alternative vorgeschlagen, dass man hier das Peer-Feedback stark machen könnte. Vielleicht erklären Sie uns erst einmal, was eigentlich ein Peer-Feedback sein kann. Wie könnt ihr das auch schauen?

Marco Kalz: Ja, gerne. Also beim Peer-Feedback ist es so, dass wir die Aufgabe Feedback zu geben, an die Studierenden weitergeben, also die Studierenden in diese Verantwortung einbauen. Hat auch was mit einem Wandel von Hierarchien zu tun, muss man sagen. Deswegen ist es nicht ein reines didaktisches Thema, sondern führt tatsächlich auch zu einem Kulturwandel, weil wir ja den Studierenden damit zutrauen, dass sie die Kapazitäten haben, Feedback zu geben, natürlich mit unserer Hilfe. Aber die Idee von Peer-Feedback ist tatsächlich, dass wir nicht als Lehrende immer wieder die Quelle von Feedback sind, sondern dass Studierende sich auch gegenseitig Feedback geben können. Und dazu gibt es einiges an Forschung, die auch gezeigt hat, dass Peer-Feedback eine sehr effektive Methode ist, positiv für den Lernerfolg auch sein kann und dass es oft Bedenken von Studierenden als auch Lehrenden, dass es auch gar nicht so weit her ist mit der Qualität des Peer-Feedbacks. Also da ist auch eine Vergleichbarkeit zum Feedback, was durch Lehrende kommt, wenn, und das ist dann wiederum die Komplexität, die im Peer-Feedback steckt, wenn es durch die Lehrenden entsprechend vorbereitet wurde. Also wenn wir Peer-Feedback so implementieren, dass die Studierenden zum Beispiel kriteriengeleitet Feedback geben und nicht ganz frei, und dass wir ihnen helfen auch zu verstehen, was ist ein konstruktives Feedback, wie geht man mit Feedback um und so weiter und so fort. Also da geht es dann eher um die Rahmung des Peer-Feedbacks.

Uwe Fahr: Da haben Sie jetzt gerade schon auch einen spannenden Aspekt angesprochen. Sie haben eigentlich gesagt, irgendwie braucht es auch so etwas wie Vertrauen in die Studierenden. Also wenn man so möchte, eine Art Vertrauenskultur, die man da auch schaffen muss, vielleicht auch ein Wandel in deinem eigenen Berufsverständnis, dem eigenen Rollenverständnis. Ich bin sachlicher Experte oder ich bin vielleicht auch mehr der Begleiter, der den Studierenden hilft auf ihrem Lernweg. Ja, was kann ich dafür tun, dass ich das Vertrauen entwickle in die Studierenden und in mich selbst als Lehrender in dieser Hinsicht?

Marco Kalz: Ich glaube, dass ganz viel Vertrauen durch das didaktische Design kommt, was wir selber dort implementieren. Ich glaube, dass wir die Studierenden bestmöglich unterstützen können, Peer-Feedback zu geben. Ich habe eben schon diese Bewertungskriterien genannt. Das ist ein Punkt. Des Weiteren ist es natürlich so, dass Sie als Lehrende nicht raus sind in dem Prozess. Also es ist schon auch so, dass wenn es Konflikte geht und so weiter, Sie natürlich immer noch im Hintergrund stehen. Aber wenn wir mal Ihre Vorlesung nehmen mit den 1000 Studierenden, da müssen wir uns auch immer überlegen, zu was vergleichen wir es denn. Also im schlechtesten Fall wäre es kein Feedback, was wir individualisiert geben. Von daher, also auch aus ökonomischen und aber auch lernförderlichen Aspekten, glaube ich, müssen wir uns das einfach trauen, mit solchen neuen Formaten herum zu experimentieren und die Studierenden möglichst gut darauf vorzubereiten. Nichtsdestotrotz glaube ich, ist das, was Sie ansprechen mit dem Kulturwandel auf jeden Fall aber auch ein Teil davon. Wenn wir aber nochmal aus der lernpsychologischen Richtung nochmal schauen, ist es für uns auch nochmal die Chance, die Studierenden in eine andere Rolle zu setzen, sich mit den Fachinhalten auseinanderzusetzen, weil sie auf einmal sozusagen über dem Thema stehen müssen und die Struktur eines Themas so durchgründet haben müssen, dass sie die bewerten können. Ich glaube, das gibt auch nochmal für die Studierenden nochmal eine neue Chance, sich mit den Inhalten auf eine andere Art und Weise auseinanderzusetzen.

Uwe Fahr: Das würde doch eigentlich auch heißen, auch die Studierenden müssen erstmal Lernen-Peer-Feedback ergeben. Und wie würde das ausschauen?

Marco Kalz: Ganz abgesehen mal vom Peer-Feedback, generell ist Feedback zu geben und zu empfangen auch ein Skill, den man erlernen muss. Also wie sieht Feedback aus? Da gibt es von Hattie ein ganz interessantes Modell, das so verschiedene Feedback-Ebenen unterscheidet, die auch zum Beispiel eine Persönlichkeitsebene haben. Da wollen wir zum Beispiel nicht hin. Wir wollen ja nicht die Personen an sich kritisieren, sondern wir wollen ja quasi Lernprozess oder gewisse Lernprodukte als Anlass nehmen, um Feedback zu geben. Wir wollen also nicht die Personen an sich kritisieren und wir wollen natürlich schauen, dass das Feedback auch konstruktiv ist. Von daher brauchen wir auf jeden Fall da eine Vorbereitung für. Wir haben es jetzt bei uns in den Studien so gemacht, dass wir dazu ganz kurze Videos und ein sogenanntes Workout-Example genutzt haben. Also wir haben Ihnen erstmal mit einem Video gezeigt, warum Feedback geben und dem wichtig ist, was Ihnen das bringt. Was ja auch nicht so ganz unwichtig ist im Bezug auf Prüfungsrelevanz und so was, die wir ja oft als Bottleneck haben. Und gleichzeitig haben wir Ihnen ein Beispiel gezeigt von einem Peer-Feedback, so wie es an einem ähnlichen Produkt durchgeführt wurde, was Sie selber auch als Anlass für das Feedback genommen haben. So haben wir die Studierenden darauf vorbereitet. Die Crux an der Sache ist natürlich immer, wir müssen gucken, dass das so wenig umfangreich ist wie möglich, weil sonst wir ja quasi fast einen neuen Lerninhalt in unsere Kurse einführen. Also da muss Raum für sein einfach. Das ist die Herausforderung.

Uwe Fahr: Das wäre ja jetzt schon mal so eine Überlegung, dass jemand vielleicht an der Stelle sagt, ja, da müssen wir jetzt wieder spezialisierte Kurse dafür etablieren, wo die Studierenden das erst lernen. Ist das sinnvoll oder gehört das nicht in die jeweilige fachliche Veranstaltung hinein?

Marco Kalz: Ich glaube, dass das eigentlich, dass die größten Effekte von Peer-Feedback zu erwarten werden, wenn wir das nicht extrahieren von den Fachanhalten, sondern wenn wir, und das finde ich auch das Spannende an dem Thema, wenn wir Peer-Feedback auch nutzen würden, um die Studierenden wieder so ein bisschen an die, daran zu holen, wie in dieser speziellen Domäne eigentlich Wissen generiert wird. Wie die Wissensstrukturen sind in dem Fachgebiet und wie Wissen auch bewertet werden kann. Und da, glaube ich, wäre das am sinnvollsten, wenn wir das tatsächlich innerhalb der Kurse machen. Wenn das wieder als ein extra Angebot ist, dann ist es auch wieder losgelöst vom Inhalt und, glaube ich, auch wieder weniger effektiv.

Uwe Fahr: Jetzt haben Sie auch nochmal Bezug genommen auf Hattie und gesagt, es geht natürlich nicht darum, die Person zu kritisieren. Auf der anderen Seite wollen wir ja auch soziale und persönliche Kompetenzen vermitteln. Und das heißt ja durchaus mal, auch das Verhalten beispielsweise in der Gruppenarbeit zu thematisieren. Ist das nicht auch ein kleiner Widerspruch zumindest?

Marco Kalz: Ja, könnte man so sehen. Mir ging es eigentlich eher darum, dass wir in der Art, wie wir Feedback formulieren, also ich bin jetzt ja hauptsächlich mit schriftlichem Feedback, dass wir das so formulieren, dass es jetzt nicht eine Person irgendwie so angreift, dass sie in ihre Persönlichkeit in Frage gestellt wird, sondern dass wir Feedback erstmal so formulieren, dass es konstruktiv ist und dass der oder diejenige auch tatsächlich damit umgehen kann. Und natürlich, dass Feedback konkret wie möglich ist, dass man ganz konkret anhand Kriterien mit, wo Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass langfristig gehört auch dieses Auseinandersetzen mit der Identität ganz stark zu dem Prozess auch dazu. Und idealerweise würde dadurch am Ende eines Studiums auch eine Person herauskommen, die weiß, wie sie Feedback gibt, die aber auch mit Kritik umgehen kann zum Beispiel. Also die Feedback auch annehmen kann und akzeptieren kann, was aber natürlich auch wiederum von Persönlichkeitsmerkmalen abhängig ist. Die einen können das besser, die anderen können das schlechter. Da gibt es dann wieder eine gewisse Varianz, die nicht so sehr nur von den Aktivitäten in der Hochschule abhängt.

Uwe Fahr: Man könnte ja jetzt eigentlich auch sagen, Studierende kriegen doch andauernd Feedback in Form von Noten. Was ist der Unterschied?

Maco Kalz: Ja, da gibt es in dem Felde der Forschung zum Peer-Feedback auch eine sehr große Bandbreite. Man unterscheidet zwischen Peer-Feedback eigentlich als die formative Nutzung und Peer-Assessment als eine beurteilende Nutzung. Ich konzentriere mich hauptsächlich auf das Formative, weil ich glaube, dass die, werden wir es tatsächlich für die Notengebung benutzen, sind die Anforderungen an die Reliabilität des Feedbacks, an die Qualität des Feedbacks noch mal weitaus höher. Und ich glaube, da sind die Widerstände bei den Studien vielleicht auch zurecht noch mal viel höher, dass nicht von einem Lehrenden zu bekommen. Deswegen glaube ich, können wir einfach diese Thematik des Feedback auf Lernfortschritt sehr gut damit abdecken. Wenn wir in die Beurteilungsrichtung gehen, machen wir glaube ich noch mal eine ganz andere Box auf.

Uwe Fahr: Das heißt, auf der anderen Seite auch müssen wir den Studierenden beibringen, dass Feedback jetzt nicht unbedingt immer heißt, Beurteilung abzugeben? Natürlich liegt auch ein Urteil in einem Feedback. Also auch da kommen wir nicht drum herum und da muss man auch sagen, das ist an sich auch nichts Schlechtes. Also beurteilt zu werden, wir haben zwar glaube ich so ein paar Tendenzen, dass man immer mehr versucht zu vermeiden, Personen zu beurteilen. Aber ich glaube, zum Lernen gehört Beurteilung einfach dazu. Da sind wir dann ein bisschen wieder bei der Frage, was sind Konsequenzen? Also ein Feedback kann auch eine Beurteilung sein und eine Beurteilung kann auch ein Feedback sein. Das macht das Ganze glaube ich noch mal komplex. Ich glaube aber, wenn wir das nur formativ im Lernprozess einsetzen, dann ist die Akzeptanz noch mal eine weitaus höhere, als wenn wir wirklich summativ sagen, okay, der Dozent hat sich jetzt gar nicht die Hausarbeiten angeguckt, sondern die haben die Studierenden gegenseitig bewertet. Ich glaube, da sind wir dann direkt an einem ganz anderen Niveau und haben eine ganz andere Erwartungshaltung von den Studierenden.

Uwe Fahr: Wenn ich jetzt als Lehrender Peer Feedback in meinen Design einbauen möchte, welche Empfehlungen würden Sie mir da geben, um das sinnvoll zu tun?

Marco Kalz: Dazu würde ich empfehlen, dass Sie, also es gibt da verschiedene Kriterienkataloge, die sich mittlerweile zum Teil glaube ich etwas vereinfacht haben, weil ich generell erst mal sagen würde, nutzen Sie dafür digitale Technologien. Relativ banale Empfehlung, aber der Prozess an sich, den ohne digitale Technologien abzubilden, kann ich mir sehr herausfordernd vorstellen, weil es gibt viele Werkzeuge fürs Peer Feedback, die diesen ganzen Prozess von Upload eines Produktes bis hin zur Zuteilung der Feedback komplett automatisiert machen. Also damit hat man schon mal Zeit gespart. Der zweite Aspekt wäre, die Kriterien zur Bewertung mit den Studierenden zusammen zu erarbeiten, damit Studierende auch am Ende quasi eine Kontinuität an Erfahrung haben und nachvollziehen können, warum jetzt diese Kriterien zustande gekommen sind. Dann die Nutzung eines Kriterienkataloges, also es ist in der Regel so eine Matrix, mit denen man Performancestufen abbildet für verschiedene Dimensionen. Ein sehr gutes Produkt hätte die und die und die Merkmale so in der Art. Ein gutes hätte die und die Merkmale und so weiter und so fort. Dann bei der Anonymisierung ist sich die Forschung nicht so ganz einig, ob man jetzt das komplett anonym machen sollte oder man könnte ja auch sagen, wir machen es extra nicht anonym, weil wir dadurch natürlich auch die Chance haben, dass die Studierenden sich gegenseitig auch ansprechen. Das muss ja nicht quasi komplett nur über digitale Plattformen laufen. Es kann ja auch sein, dass wir da tatsächlich sagen, hey, du hast mehr das Feedback, wie meinst du denn das? Also wäre ja eigentlich toll, wenn wir den Dialog eingehen könnten. Andererseits muss man sagen, wie objektiv das Feedback ist, wenn wir es nicht anonym machen, ist dann die andere Frage. Also traut man sich wirklich jemanden fundamental zu kritisieren, wenn man es nicht anonym macht. Das ist da so ein bisschen das, da wäre ich mir noch unsicher mit einer Empfehlung. Also Vorbereitung auf jeden Fall, Beispiele von einem guten Feedback, wie sieht ein gutes Feedback aus? Und dann würde ich sagen, dass wir dann auch noch mal schauen, inwieweit das den Studierenden geholfen hat für ihren Lernvorschuss tatsächlich. Ja, das waren so die allgemeinen Hinweise.

Uwe Fahr: Ja, vielen Dank. Jetzt ist ja eine Sache beim Feedback geben einzelnen Studenten, dass ich ja auch im Gespräch mit diesen Studierenden, mit diesen Studenten, Studentinnen ja vielleicht auch ein Verständnis davon entwickle, wo die individuellen Hindernisse sind, etwas zu verstehen. Das erfordert ja meistens extrem hohes Sachwissen und fachliche Kenntnisse. Das haben die Studierenden ja jetzt untereinander nicht. Ist das etwas, was man dann einfach in Kauf nehmen muss, wenn man mit Peer-Feedback arbeitet und sagen muss, ja gut, alles kann man jetzt nicht erreichen oder gibt es da vielleicht doch Wege, dass man das, auch das sogar mit berücksichtigen könnte?

Marco Kalz: Also ich glaube, dass mein Ziel wäre jetzt erstmal, dass wir Peer-Feedback da in Situationen einsetzen, wo wir in der Regel kein Feedback haben. Also erstmal quasi generell eine Optimierung haben von einer Situation, wo wir keinen Feedback haben, wo ich glaube, dass es da auch gerechtfertigt ist. Das andere glaube ich tatsächlich, dass das eine zu hohe Verantwortung auf der Studierendenseite ist, wenn wir davon ausgehen, dass sie diese Wissensdomänen so durchdrungen haben, dass sie auch wirklich einschätzen können, wie der Wissensstand ist. Ich glaube, da trauen wir ihnen ein bisschen zu viel zu. Und da würde ich sagen, wäre es jetzt für mich so, dass ich das eher dann in einer Seminarveranstaltung, wo wir dann über bestimmte Inhalte reden, nochmal versuche, rauszukitzeln und mir einen Eindruck zu schaffen, wo vielleicht auch noch mal Klärungsbedarf ist. Ich habe das oft zum Beispiel bei recht komplexen Texten, die ich in der Lehre einsetze, wo ich bisher immer gesagt habe, naja gut, ist zwar kompliziert, aber ihr lest die und wir diskutieren das dann. Das hat ehrlich gesagt nicht so gut funktioniert. Die wenigsten hatten es dann gelesen und ich habe dann ganz am Ende bei der Bewertung eines Seminars rausbekommen, der Text war viel zu komplex und hat keiner verstanden. Was ich da, womit ich da jetzt gerne nochmal rum experimentieren möchte jetzt im Wintersemester, ist Annotationen zu nutzen. Also dass man das Studierende der Annotationen gemeinsam setzen können, dass sozusagen die Auseinandersetzung mit dem Sachgegenstand sichtbar wird. Was wir ja oft nicht haben. Also oft haben wir ja Aufgaben, die sie dann alleine machen. Wir wissen aber jetzt nichts über den kognitiven Prozess. Also da habe ich ein bisschen eine andere Methode im Plan, um nochmal so diese Auseinandersetzung mit den Inhalten nochmal ein bisschen mehr zu steuern. Weil meistens ist es so, dann haben es dann doch nur die wenigsten gelesen und dann kommen zwar ein paar Fragen und am Ende sehe ich dann aber, da hätte man eigentlich nochmal viel mehr Zeit drauf verwenden müssen. Und oft sind aber gerade diese individuelle Auseinandersetzung ist uns dann in der Lerngruppe nicht sichtbar. Und das ist glaube ich ein Problem.

Uwe Fahr: Jetzt ist es ja so, wenn man bestimmte Methoden einsetzt so im Rahmen seiner Lehre, ist es ja eigentlich doch immer ganz sinnvoll, dass man selbst mal als Lernender oder Lernende diese Methoden durchprobiert. Das heißt, ist es auch sinnvoll, dass diejenigen, die das machen wollen, als Lehrende auch selber erstmal in die Lernendenposition gehen und ein Peer-Feedback vielleicht mit anderen Lehrenden dann durchlaufen, die Ähnliches einsetzen wollen?

Marco Kalz: Ich würde jetzt mal davon ausgehen, dass viele Lehrende auch Forschende sind und deswegen kennen sie hoffentlich aus dem Peer-Review auch ähnliche Situationen des Beurteilwerdens und kennen wahrscheinlich auch den Struggle, wenn die Kriterien nicht klar sind, mit denen die Reviewer einen Artikel begutachtet haben. Also ich glaube, die erstmal die Situation kennen wir soweit. Ansonsten glaube ich, dass es in jedem Fall sehr wichtig ist und auch wieder eine gewisse Komplexität, wenn wir uns mal in die Rolle der Lernenden versetzen. Also wenn wir nicht nur die Lehrendenrolle einnehmen, sondern auch mal schauen, okay, wie kommt das denn jetzt rüber für einen Lernenden, der sich jetzt mit dieser Aufgabe beschäftigt hat und der jetzt in diesem Prozess durchgehen soll. Weil das ist glaube ich tatsächlich ansonsten eine Herausforderung, dass wir nicht so ganz nachvollziehen können, wo denn jetzt überhaupt die Probleme sind. Also ich hätte das jetzt auch bei der letzten Studie, dass da einfach teilweise ein Verständnis fehlt, wie diese einzelnen Schritte des Peer-Feedback-Prozesses zusammenhängen und das hätte man vielleicht auch mal besser machen können, indem man sich erstmal in die Rolle von einem Lernenden versetzt.

Uwe Fahr: Vielleicht eine letzte Frage noch. Was würden Sie uns als Hochschulddidaktikerinnen und Hochschuldidaktikern empfehlen, um Peer-Feedback, sagen wir mal als Methode, bei Lehrenden zu fördern?

Marco Kalz: Ich glaube wir können die, also erstmal gehe ich davon aus, dass jeder Lehrende erstmal intrinsisch motiviert ist, um Lehre so qualitativ hochwertig wie möglich zu gestalten. Also ich glaube, jeder hat einen Wunsch, auch jeden einzelnen Studierenden zu fördern, zu sehen. Deswegen da gehe ich erstmal von einem, auf eine Neu-Sparre sagt man, ist das so die Care-Methodik. Ich glaube aber jeder Lehrende hat eigentlich im Grunde intrinsisch eine Motivation sich zu kümmern um seine Studierenden. Ich glaube, was oft ein Hindernis ist, ist tatsächlich der Aufwand, also wie aufwendig es ist, um solche Instrumente in die Lehre einzubauen. Und ich glaube, dass wir wenn sie das einführen wollten, dass sie erstmal Beispiele nehmen müssten, wo es wirklich skaliert. Also wirklich eine Vorlesung mal nehmen mit tausend Studierenden und dann mal wirklich das bekannt machen in der Hochschule und schauen, wie so eine erste Pilotstudie läuft. Weil glaube ich sonst auch die, also der Aufwand ist natürlich nicht gering, sich in sowas reinzuarbeiten. Andererseits, wenn man sowas einmal im Seminar implementiert hat, kann man es in der Regel leicht adaptiert immer wieder anpassen. Also ich glaube, man holt die Lehrenden hauptsächlich über die Skalierung ab, weil am Ende, wenn es gut designed wird, keine zusätzliche Arbeit auf sie zukommt. Und das ist glaube ich ein Incentive und hoffentlich sich gleichzeitig die Lehr-Lernqualität auch erhöhen lässt. Ich glaube, das wäre so das Incentive, um die Lehrenden auch abzuholen. M En

Uwe Fahr: Herr Professor Dr. Kaltz, ganz, ganz herzlichen Dank für dieses Interview. Vielen Dank Herr Dr. Fahr.

Outro: Der Podcast Zukunft der Lehre Wissen teilen, Chancen gestalten wird vom Fortbildungszentrum Hochschullehre der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Rahmen des Projekts QUADIS erstellt. Produktion und Sprecher Dr. Uwe Fahr. Intro Dr. Stefan Rieger. Technische Unterstützung Thomas Bauernschmitt Das Pianologo und die Musik stammen von MoodMode Pixar Bay. Der Podcast entstand im Oktober 2023.

Die Zukunft der Lehre Wissen teilen, Chancen gestalten Ein Podcast

CC Clip iFrame Code

Lehrende(r)

Dr. Uwe Fahr

Zugang

Frei

Sprache

Deutsch

Einrichtung

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Produzent

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

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