Mindestens so unerwartet wie die arabischen Revolten selbst war die zustimmende Begeisterung, die sie im Westen auslösten, der seine alten Freunde, die Diktatoren Ben Ali und Mubarak wie heiße Kartoffeln fallen ließ. Spätestens der Krieg in Libyen ließ Zweifel aufkommen an den allenthalben verkündeten Absichten des Westens, die Demokratie in den arabischen Ländern unterstützen zu wollen. Erstmalig seit ihrem Bestehen trat die Arabische Liga unter Führung Saudi-Arabiens und Qatars als wichtiger Akteur in Erscheinung. Vieles deutet darauf hin, dass die USA Saudi-Arabien und die Golfstaaten zu einer neuen – stellvertretenden - Hegemonialmacht und zum Gegengewicht gegen den Iran aufbauen. Die massive Förderung salafistischer Kräfte in der ganzen Region wie auch die Unterstützung radikaler Gruppen in Syrien wie im Sahel sind Teil dieser Strategie: Die Etablierung eines salafistisch-wahabitischen Islams und die Bekämpfung säkularer wie bürgerlich- demokratischer Systeme dient zugleich der innenpolitischen Absicherung der Despotien der Arabischen Halbinsel. Um den Preis der Etablierung islamistischer Regime von Marokko bis Syrien. Der Westen scheint sich mit dieser Entwicklung arrangieren zu können, bekennen sich doch die Islamisten, die flugs das Etikett „gemäßigt“ erhalten, konsequent zur Marktwirtschaft.