Freundschaftsgeflüster.
[Ayca:] Freundschaft. Das Thema begleitet die meisten von uns durch das ganze Leben. Und genau deshalb möchten wir in unserer Podcastfolge Freundschaftsgeflüster darüber sprechen. Dazu habe ich zwei Gäste eingeladen. Stellt euch doch gerne mal vor.
[Maddie:] Hi, ich bin die Maddie.
[Tim:] Und ich der Tim.
[Ayca:] Und ich bin die Ayca und habe drei Fakten für euch mitgebracht. Und dann können wir einfach gemeinsam so ein bisschen darüber sprechen oder diskutieren. Und es wäre natürlich auch sehr schön, wenn ihr so ein paar persönliche Erfahrungen mitgebracht habt.
Ja, dann würde ich sagen, wir steigen einfach mal mit dem ersten Fakt direkt ein.
Man hat durchschnittlich 3,7 enge Freunde oder Freundinnen.
[Ayca:] Was würdet ihr dazu sagen? Ist es bei euch eher mehr oder eher weniger? So 3-4? Passt es vielleicht ganz genau?
[Tim:] Also passt eigentlich ziemlich gut. Ich würde sagen, ich habe vier sehr gute enge Freunde, mit denen ich alles eigentlich austausche. Das sind zwei aus der Kindheitszeit und zwei aus der Schulzeit, die ich kennengelernt habe und mit denen ich jetzt auch noch weiter Kontakt habe, auch über größere Distanz. Zwei von den beiden sind jetzt weggezogen. Trotzdem läuft es aber bei uns alles ganz gut. Und ja, also bei mir würde der Fakt auf jeden Fall zutreffen.
[Maddie:] Ja, bei mir auch. Ich habe auch ungefähr so drei Freunde, würde ich sagen. Eine aus der Schulzeit und zwei habe ich jetzt über die Arbeit erst kürzlich kennengelernt. Also wir kennen uns erst so seit einem Jahr. Aber ja, auch bei mir trifft es auf jeden Fall sehr zu.
[Ayca:] Tim, bei dir klingt es so, als hättest du deine Freunde einfach schon sehr früh kennengelernt. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass das auch durchgewechselt hat. Aber dass die Zahl trotzdem ungefähr bei so 3-4 Leuten geblieben ist, die dann wirklich so zu meinen engeren Freunden gezählt haben. Maddie, wie ist es bei dir? Kennst du das auch, dass sich das durchwechselt?
[Maddie: ]Also ich kenne das auf jeden Fall. Vor allem früher. Aus der ganz frühen Kindheit hatte ich auf jeden Fall auch so ungefähr drei Freundinnen, mit denen ich jetzt tatsächlich mit allen nicht mehr befreundet bin, weil wir uns einfach über die Jahre auseinander gelebt haben. Und dann hatte ich so eine Phase auch, wo ich tatsächlich nur eine beste Freundin hatte, mit der ich halt alles gemacht habe. Und jetzt so langsam auch einfach durch die Uni hat sich das auch wieder so ein bisschen verändert, dass es einfach wieder mehr geworden sind. Aber ich glaube, so für viel mehr als drei bis vier Freunde hat man auch gar nicht die Zeit irgendwie alle da unterzubringen und zu berichten und alle so mit einzubeziehen. Und es ist ja auch eine Vertrauenssache.
[Ayca:] Ja, voll. Ich glaube, das macht auch einfach Sinn, dass man da einfach nur so drei bis vier Leute in seinem wirklich engen Umfeld hat. Jetzt habt ihr auch schon ein bisschen erzählt, wie ihr eure Freunde so kennengelernt habt oder wo. Mich würde noch interessieren, wie ähnlich seid ihr denn euren Freunden oder Freundinnen. Und da passt auch der nächste Fakt ganz gut dazu.
„Gegensätze ziehen sich an“ oder „Gleich und gleich gesellt sich gerne“
[Ayca:] Ja, ich glaube, jeder kennt diese Sprichwörter. Und mich würde interessieren, passt es für euch auch für Freundschaften? Und welches passt denn für euch besser? Tim, was sagst du?
[Tim:] Ich wäre eher der Typ, gleich und gleich gesellt sich gerne. Also da sind meine Freunde und ich auf jeden Fall deutlich besser aufgehoben. Wir sind von den Charakterzügen relativ ähnlich. Im Hinblick jetzt auch auf andere Freunde, wie man mit denen umgeht oder auch wie man mit sich selber umgeht. Aber auch so ganz banale Sachen wie, wie man Fußball schaut, wie ehrgeizig man ist. Also da sind wir uns einfach so wahnsinnig ähnlich. Und das finde ich auch wahnsinnig schön, weil ich dann einen Vorteil daraus sehe, dass man vielleicht weiß, wie die andere Person schon tickt. Ich weiß nicht, ob ihr das jetzt gut nachvollziehen könnt, aber ich weiß halt manchmal, wie sich mein Freund so in einer gewissen Situation fühlt. Klingt vielleicht jetzt ein bisschen dumm, weil man kann ja eigentlich keine Gedanken lesen, aber ja, irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich das kann in dem Moment.
[Maddie:] Ja, also ich bin tatsächlich eher Team Gegensätze. Ich suche mir immer Leute aus, die mir irgendwie vom Charakter her irgendwie gegensätzlich oder unähnlich sind. Einfach, weil ich das Gefühl habe, dass sie mich mehr aus meiner Comfort Zone irgendwie so rausbringen und mich selber, da ich eine sehr schüchtern Person bin, so aus meiner kleinen Schale, aus meiner kleinen heilen Welt locken und mich einfach auch so ein bisschen raus in die Welt schmeißen, in so Sachen, die ich nie geplant hätte oder die ich nie gemacht hätte, einfach weil ich Leute um mich herum habe, die mich so ein bisschen fordern. Genau. Also wir sind uns auch jetzt nicht komplett unterschiedlich. Natürlich hat man seine gewissen Gemeinsamkeiten. Aber ein paar Charakterzüge können ja ohnehin schon unterschiedlich sein. Wie ist es denn bei dir?
[Ayca:] Ja, ich kann beides sehr gut nachvollziehen, muss ich sagen. Ich hatte in der Schulzeit damals eine sehr gute Freundin und die war ganz anders als ich, einfach von ihrem Charakter. Sie war sehr, sehr aufgeschlossen. Und deswegen, Maddie, ich kann das sehr gut nachvollziehen, die hat mich auch immer sehr mitgezogen. Und es war auch eine sehr schöne Zeit. Ich muss sagen, jetzt im Studium habe ich einfach mehr Leute kennengelernt, die wirklich sehr ähnliche Interessen haben. Und das ist irgendwie eine ganz andere Erfahrung und auch sehr schön, weil man einfach nochmal andere Sachen miteinander teilen kann. Aber ich glaube, ich würde beides nicht missen wollen. Und ich glaube, man kann aus beidem irgendwie ganz unterschiedliche Sachen lernen.
[Tim:] Finde ich witzig, dass du es gerade ansprichst, mir ist es gerade noch in den Kopf gekommen. Würdet ihr dann sagen, dass euer Typ Freund oder Typ Freundin sich verändert hat in der Kindheit bis hin zum Studium? Wenn ihr vielleicht sagt, dass man am Anfang oder in der Kindheit vielleicht manchmal noch ein bisschen unterschiedlicher ist und dann im Studentenalter oder Jungerwachsenenalter sich dessen bewusst ist, was man als Freund haben will?
[Ayca:] Ja, voll. Ich glaube, ich habe mich auch einfach selber viel besser kennengelernt, weil ich auch umgezogen bin, die erste eigene Wohnung. Man lernt sich einfach nochmal anders kennen und dann weiß man auch, wer zu einem passt.
[Maddie:] Ich würde schon auch mitgehen. Ich habe definitiv auch über die Jahre gelernt, was ich in der Freundschaft will und was nicht. Würde aber jetzt gar nicht so sehr sagen, dass sich meine Freunde über die letzten Jahre von den Charakterzügen so sehr unterschieden haben. Ich betrachte sie irgendwie alle individuell. Ich kann jetzt keinen Muster erkennen, aber ich würde jetzt auch nicht sagen, sie sind alle gleich.
[Ayca:] Was ich auch noch ganz interessant finde, ist so, wie man auf seine Freunde zugeht und wie das irgendwie entsteht. Deshalb habe ich folgenden Fakt noch rausgesucht.
Kennt ihr schon den Freundschaftscrush? Man kann sich auch platonisch verlieben.
[Ayca:] Als ich das Wort Freundschaftscrush das erste Mal gelesen habe, hat mir das erst mal nicht so viel gesagt. Aber das bedeutet ja eigentlich, wie den Crush, den man so kennt, dass man jemanden sieht und das Gefühl hat, dass man einfach gerne mit der Person Zeit verbringen möchte und mit der Person befreundet sein möchte, aber wirklich komplett auf dieser platonischen Ebene. Hattet ihr sowas schon mal oder könnt ihr das irgendwie nachvollziehen?
[Maddie:] Also ich persönlich hatte das tatsächlich schon mal, sogar erst kürzlich. Und Spoiler, es ist auch recht gut geendet. Also ich bin tatsächlich mit der Person jetzt auch richtig gut befreundet. Wie sieht es bei dir aus, Tim?
[Tim:] Nee, ich kann es mir leider nicht so gut vorstellen. Also wenn du magst, kannst du gerne mal weiter ausführen.
[Maddie:] Also das war tatsächlich einfach so, dass wir uns auf der Arbeit kennengelernt haben und ich einfach so relativ schnell wusste, okay, hey, ich glaube, wir werden uns gut verstehen. Und so nach den ersten paar Gesprächen hat sich das dann so rauskristallisiert, dass wir uns tatsächlich in manchen Dingen sehr ähnlich sind, aber so grundlegend, so von der Art Person, wie wir sind, super unterschiedlich sind und auch voneinander lernen können. Und es ist halt auch, wie gesagt, gut ausgegangen. Also mein Gefühl war quasi richtig.
[Tim:] Hattest du dann aber auch so das Verlangen, wie bei einem Beziehungscrush, oh mein Gott, ich will ihn jetzt, weiß nicht, näher kennenlernen oder noch mehr Zeit mit ihm verbringen, also hattest du auch so dieses Verlangen in dir, zu sagen, hey, ich will wieder zur Arbeit, damit ich mit der und der Person wieder in derselben Schicht bin?
[Maddie:] Ja, doch.
[Tim:] Ja?
[Maddie:] Am Ende kommt raus, ich hatte einfach nur einen echten Crush. [lachen]
Nein, aber es war halt wirklich so, dass wir halt einfach gerne Zeit miteinander verbracht haben. Ich habe da ja, wie gesagt, zwei Personen kennengelernt und wir haben uns auch alle drei gut verstanden. Und ich bin in der Zeit halt wirklich super gerne zur Arbeit gegangen und die Treffen sind auch irgendwie gefühlt nie unter vier Stunden gewesen, weil wir halt uns so viel zu erzählen hatten und so gevibed haben, sag ich mal.
[Ayca:] Würdest du sagen, dass ihr euch auch irgendwie platonisch so verliebt habt?
[Maddie:] Also per Definition scheinbar ja, aber das hört sich halt einfach so ganz, ganz komisch an, das zu sagen. Also ich weiß es nicht. Ich würde, Freundschaftscrush trifft es vielleicht eher.
[Ayca:] Ja, würde ich auch sagen. Ich glaube, darunter kann ich mir auch ganz gut was vorstellen, wenn man einfach jemanden sieht und denkt so, die Person sieht ganz cool aus. Ich glaube, mit der Person ist man irgendwie auf einer Wellenlänge.
Ja, ich glaube, wir haben die Fakten oder die Diskussionsfragen ganz gut beantwortet. Und ich würde mich einfach mal bei euch bedanken für eure Offenheit und eure persönlichen Eindrücke. Und jetzt habe ich noch eine letzte Bitte an euch. Teilt doch mal gerne so euren liebsten und wichtigsten Tipp für eine gute Freundschaft. Maddie, fang du doch mal an.
[Maddie:] Also, das ist schwierig. Aber ich würde sagen, habt keine Angst, wenn ihr das Gefühl habt, dass sich Freundschaften auseinanderleben. Denn ihr wisst nie, was als nächstes kommt, wen ihr als nächstes trefft, auf wen ihr vielleicht euren nächsten Freundschaftscrush habt oder nicht. Und es wird immer jemand da sein und sich jemand Neues auftun für euch.
[Ayca:] Das hast du schön gesagt.
[Tim:] Ja. [lachen]
[Ayca:] Tim, hast du noch einen letzten Tipp für uns?
[Tim:] Ja, ich würde mein Hauptmerkmal auf die Kommunikation in der Freundschaft legen. Ich glaube, es ist ganz wichtig, wenn man jetzt auch in dem Zeitalter der Digitalisierung und so etwas über WhatsApp mal schreiben sollte, wo man vielleicht nicht einer Meinung ist, dass man versucht, wenn es in die Richtung eines Streits geht, nicht einfach über WhatsApp das immer klären zu wollen, sondern sich auch da die Zeit nimmt für diese enge Freundschaft und einfach gemeinsam darüber redet in einer Face-to-Face-Interaktion.
[Ayca:] Ich glaube, das würde ich auch genauso unterschreiben. Danke euch.
[Maddie:] Tschüss.
[Tim:] Tschüss.